BDA AGENDA 1/23 | KOMMENTAR DER WOCHE | 12. Januar 2023
Judith Wiese, Chief People and Sustainability Officer (CPSO),
Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektorin der Siemens AG
Angesichts des Strukturproblems fehlender Fachkräfte müssen Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen – nicht zuletzt durch die Aus- und Weiterbildung eigener Mitarbeitender.
Der Fachkräftemangel in Deutschland blockiert neben der wirtschaftlichen Entwicklung auch Transformationsprozesse wie die Energiewende oder die digitale Revolution. Unternehmen stehen heute nicht nur im Wettbewerb um Kunden und Marktanteile, sondern müssen sich auch auf dem Arbeitsmarkt gegen andere Arbeitgeber durchsetzen. Es bieten sich zwei Lösungsansätze: Mitarbeitende fortzubilden und die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu maximieren.
Fachkräftemangel als strukturelles Problem
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist nicht allein den jüngsten Entwicklungen wie der COVID-Pandemie sowie der wirtschafts- und sicherheitspolitischen Lage geschuldet; vor allem der demografische Wandel sowie Automation und Digitalisierung in der Arbeitswelt sind strukturelle Faktoren. Der Personalmangel ist ein Problem für viele Branchen – umso mehr, als er nicht in eine Hochkonjunktur-Periode fällt. Die erwartete Fachkräftelücke von ca. 5 Millionen bis 2030 setzt unsere Fähigkeit aufs Spiel, die energetischen und digitalen Transformationen als Motoren von Innovation und Wachstum zu nutzen.
Die Herausforderung der nachhaltigen Beschäftigungsfähigkeit
Gerade in der digitalen Arbeitswelt haben Qualifikationen eine begrenzte Halbwertszeit. Belegschaft wie Arbeitgeber haben ein Interesse daran, durch Fortbildung ihr Know-how auf dem neusten Stand zu halten und ihre Teilhabe an den Chancen der Digitalisierung zu sichern.
Fachkräfte suchen Arbeitgeber, die Flexibilität und Autonomie gewähren. Sie wollen eine sinnvolle, zukunftsweisende Beschäftigung, die die Welt zum Besseren verändert sowie ein Arbeitsumfeld, in dem sie ihre Qualifikationen immer weiter verbessern können.
Umgekehrt suchen Unternehmen Mitarbeitende, die sich stetig fortbilden und lernen wollen. Automation und technologische Lösungen können die demografischen Herausforderungen teilweise beheben. Dennoch müssen Arbeitgeber wie Siemens und Industrienationen wie Deutschland sich im internationalen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte bemühen. Indem wir Kapazitäten und Strukturen schaffen, welche die Fähigkeiten unserer Angestellten den neuesten technischen Standards anpassen, ermöglichen wir ein nachhaltiges Arbeitsverhältnis, das die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmenden im Ausgleich hält.
Interne Weiterbildung und Qualifikation als ein Schlüssel zum Erfolg
Vorausschauende Arbeitgeber bieten daher ihren Mitarbeitern vielfältige Maßnahmen für technisches Up- und Reskilling auf allen Ebenen. So hat Siemens Anfang Dezember 2022 sein Qualifizierungsprogramm durch die Eröffnung der SiTecSkills Academy verstärkt. Mit diesem Lernangebot, das von Seminaren und Umschulungen bis hin zu Bachelor- und Master-Studiengängen reicht, werden Fachkräfte für die digitale Arbeitswelt weitergebildet.
Angesichts der Fachkräftelücke bei den MINT-Berufen liegt der Schwerpunkt auf den fertigungstechnischen Fähigkeiten sowie digitalen und naturwissenschaftlichen Angeboten. Die Akademie soll die Kompetenzen unseres Personals stets auf dem neuesten Stand halten und erhöht neben der Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens auch die nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden.
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