I. E. Dr. Amy Gutmann, Botschafterin der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland
Mit transatlantischer Stärke den Herausforderungen Begegnen
BDA AGENDA 19/22 | KOMMENTAR DER WOCHE | 29. September 2022
Die wirtschaftliche Präsenz Deutschlands und sein politischer Einfluss in Europa und der Welt machen es zu einem unverzichtbaren Partner bei der Bewältigung der uns alle betreffenden Bedrohungen und globalen Herausforderungen, die die weitreichendsten Konsequenzen für die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Bevölkerung haben.
Unsere beiden Länder erfreuen sich seit mehreren Jahrzehnten eines nie da gewesenen Friedens und wachsenden Wohlstands, die beide auf unserer Zusammenarbeit, unseren Innovationen und Investitionen zur besseren Umsetzung demokratischer Werte gründen. Diese Werte stehen zunehmend unter Beschuss, sowohl in unseren eigenen Ländern als auch weltweit. Nirgendwo ist das so offensichtlich wie in der Ukraine.
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat zu einer neuen Geschlossenheit in Bezug auf unsere Zielsetzungen und unser Handeln, einer neuen Phase der transatlantischen Solidarität, einer entscheidenden Zeit geführt, in der die NATO, die EU und die G7 geeinter und entschlossener sind als je zuvor.
Angesichts neuer globaler Herausforderungen und neuer Bedrohungen für den Frieden dürfen und werden wir nicht zum „Status quo“ zurückkehren. Wir können uns glücklich schätzen, dass die transatlantischen Beziehungen es uns erlauben, auf diese Herausforderungen mit größerer, auf gemeinsamen Werten beruhender Einigkeit und Stärke zu reagieren. Diese Werte untermauern eine integrative, nachhaltige Wirtschaft des 21. Jahrhunderts innerhalb eines regelbasierten multilateralen Systems.
Die Regierung Biden stärkt unsere transatlantischen Beziehungen, indem sie in die Grundpfeiler unserer Stärke im eigenen Land investiert – unsere Demokratie und insbesondere unser Innovationsumfeld, unsere Infrastruktur, unser Bildungswesen und unsere Gesundheitsversorgung. In Abstimmung mit unseren Verbündeten und Partnern stoßen wir mit einer gemeinsamen Zielsetzung und in der Sache geeint einen Spitzenwettbewerb in den Bereichen Technologie, Klima, Infrastruktur, globale Gesundheit und integratives Wirtschaftswachstum an.
Der Schlüssel zum Erfolg bei diesem Wettbewerb ist die Aus- und Weiterbildung unserer Arbeitskräfte. Unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind unverzichtbar für unsere Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern und unsere Widerstandskraft gegen Störungen durch geopolitische und wirtschaftliche Risiken zu steigern. Dennoch stehen wir vor entscheidenden Herausforderungen. In Deutschland, den Vereinigten Staaten und anderswo gibt es einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Die Gewährleistung unserer zukünftigen wirtschaftlichen Sicherheit kann nur mit einer integrativen Ausbildung unserer Arbeitskräfte gelingen. In dem Maße, in dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach der Pandemie wieder in den Arbeitsmarkt eintreten oder in einer sich rasch verändernden Wirtschaft nach neuen Möglichkeiten suchen, wird der Bedarf an einer hochwertigen beruflichen Aus- und Weiterbildung noch größer werden.
Das ist ein Bereich, in dem Deutschland und insbesondere die deutschen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber den Vereinigten Staaten und vielen anderen Ländern als Vorbild dienen. Das deutsche Ausbildungsmodell hat weltweit Vorbildcharakter. Deutsche Unternehmen schaffen nicht nur hochwertige Arbeitsplätze, sie arbeiten auch mit Abend- und Volkshochschulen, Oberschulen, Handelskammern und anderen Partnern zusammen, um ihren Mitarbeitenden eine moderne Ausbildung zu bieten. Ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam und gleichberechtigt Lösungen für den Fachkräftemangel auf beiden Seiten des Atlantiks und auf der ganzen Welt finden können.
