WirtschaftsWoche: Herr Dulger, wie hoch ist die Impfquote in Ihrem Unternehmen?
Rainer Dulger: Ich wünschte, ich wüsste es. Denn dann könnte ich meine Mitarbeiter noch besser schützen.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger spricht über die baldige Rückkehr zur Normalität, mangelnde Wertschätzung für Mittelständler und seine Hoffnung auf einen neuen Regierungschef namens Superman:
Berlin, 17. September 2021.
WirtschaftsWoche: Herr Dulger, wie hoch ist die Impfquote in Ihrem Unternehmen?
Rainer Dulger: Ich wünschte, ich wüsste es. Denn dann könnte ich meine Mitarbeiter noch besser schützen.
Es wäre eine große Hilfe, wenn die Bundesregierung zumindest vorübergehend eine Ausnahme erlauben würde. In Anbetracht der pandemischen Situation und der nahenden kalten Jahreszeit, in der Erkältungskrankheiten um sich greifen, sollten Arbeitgeber nach dem Impfstatus fragen dürfen. Viele Mitarbeiter würden sich doch selbst diese Sicherheit wünschen.
Sie könnten als Arbeitgeber auch eine Impfprämie ausloben: Jeder, der seinen Impfpass zeigt oder sich vom Betriebsarzt impfen lässt, bekommt 250 Euro.
Ich hielte es für besser, wenn dies einheitlich geregelt wäre und die Bundesregierung hier neue Anreize setzen würde, die das Impftempo beschleunigen. Das kann man ja auch regional unterschiedlich gestalten: In München zum Beispiel mit Tickets für den FC Bayern, da würde sich wahrscheinlich die halbe Stadt pieksen lassen. Und ja: Ich würde auch eine Geldprämie begrüßen – alles, was hilft, ist richtig, um in die Normalität zurückzukehren. Aber noch einmal: Das ist Aufgabe des Gesetzgebers.
Warum? Von einer hohen Impfquote profitiert doch nicht zuletzt die Wirtschaft.
Wir Arbeitgeber haben geliefert: Millionen von Beschäftigen haben sich in den zurückliegenden Wochen durch Betriebsärzte impfen lassen. In Summe sind über fünf Millionen Impfdosen an die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte gegangen. Das hat dabei geholfen, die Impfkampagne in die Breite zu tragen und noch mehr Menschen zu erreichen. Und es hat noch einmal zu einem Schub nach vorne geführt und gezeigt, was die Sozialpartner leisten können, wenn wir gemeinsam anpacken. Klar ist aber, dass der Staat die Verantwortung nicht einseitig auf die Unternehmen abwälzen darf.
Lehnen Sie eine Impfpflicht ab?
Es gibt Bereiche, in denen befürworte ich eine Impfpflicht: im Gesundheitswesen, in der Kinderbetreuung, der Pflege. Da ergibt sie absolut Sinn. Für den einzelnen Bürger hat der Bund entschieden, dass es keine Pflicht gibt, insofern stellt sich die Frage nicht.
Sollte Ungeimpften das Leben ungemütlicher gemacht werden?
Ich bin kein Freund der Verbotskultur. Andersherum funktioniert es: Diejenigen, die geimpft und vollgeschützt sind, müssen umgehend ein ganz normales Leben und ihre Bürgerrechte zurückbekommen: in Restaurants gehen können, ins Theater und ins Kino. Alle anderen müssen sich künftig auf eigene Kosten testen – oder können daran dann nicht teilnehmen.