Was uns die Sozialpartnerschaft wert ist


BDA AGENDA 15/24 | KOMMENTAR DER WOCHE | 01. August 2024

Dr. Katja Scharpwinkel, Mitglied des Vorstands der BASF SE, Präsidentin des BAVC und Präsidiumsmitglied der BDA

Was uns die Sozialpartnerschaft wert ist

Ist ein Vorteil für aktive Mitglieder einer Gewerkschaft der richtige Weg, um die Sozialpartnerschaft zu stärken?

In der Chemie- und Pharmabranche, Deutschlands drittgrößtem Industriezweig, haben wir diese Frage vor und während der jüngsten Tarifrunde ausführlich diskutiert. Über Monate haben wir alternative Möglichkeiten ausgelotet, das Für und Wider abgewogen – und am Ende entschieden.

Wie immer gibt es zwei Seiten der Medaille und auch gegen einen solchen „Gewerkschaftsbonus“ gibt es gute Gründe. Aber unser Votum ist eindeutig: Ja, für uns ist es der richtige Weg, weil sich beide Sozialpartner, IGBCE und BAVC, unmissverständlich zu einem konsensorientierten, berechenbaren Interessenausgleich bekennen. Es wurde gerade nicht isoliert ein freier Tag für Mitglieder der IGBCE vereinbart, sondern zugleich die chemie-spezifische Schlichtungsregelung unverändert fortgeschrieben. Bei uns ist weiterhin kein externer Schlichter vorgesehen, ein mit Mehrheit verabschiedeter Schlichtungsspruch ist unmittelbar als Tarifvertrag verbindlich, und bis zum erfolglosen Abschluss einer Schlichtung gilt Friedenspflicht.

Wichtig war für uns, dass Mitglieder der IGBCE nicht einfach mehr Urlaub erhalten. Der freie Tag für aktives gewerkschaftliches Engagement gleicht die Zeit aus, die Gewerkschaftsmitglieder in ihrer Freizeit für die Tarifbindung und Sozialpartnerschaft einbringen. Dieser Zeitausgleich ist ein Zeichen von Wertschätzung. Denn wir in der Chemie wollen starke Sozialpartner auf beiden Seiten. Und tatsächlich haben wir in der Tarifrunde sehr intensiv darüber verhandelt, mit welcher konkreten Lösung wir am ehesten auf diese Forderung der Gewerkschaft eingehen können. Am Ende zählt für uns vor allem eines: Beschäftigte werden weiterhin gleiches Geld für gleiche Arbeit erhalten, davon weichen wir nicht ab. Und wir haben uns für einen Weg entschieden, der für die Unternehmen mit möglichst geringem administrativem Aufwand verbunden ist.

Wir werden seit dem Tarifabschluss oft gefragt, ob der von uns gewählte Ansatz Schule machen wird. Ich bin der Meinung, dass unser Weg nicht ohne Weiteres auf andere Branchen übertragbar ist. Wie gut sich ein solches Modell im Einzelfall eignen könnte, hängt auch davon ab, inwieweit Tarifparteien einer Branche schon vorher durch sozialpartnerschaftliches Vertrauen verbunden sind. In einem Klima, das durch Konflikt bestimmt ist, würde unser Weg kaum funktionieren.

Wir haben den Vorteil für IGBCE-Mitglieder vereinbart, weil die IGBCE sich im Gegenzug weiterhin klar zur Chemie-Sozialpartnerschaft bekennt. Das schließt einen konsensorientierten Ansatz beim Umgang mit Verteilungskonflikten ein. Wie bei allen anderen tarifpolitischen Fragen gilt auch bei diesem Thema: Jede Branche muss selbst beantworten, was ihr die Sozialpartnerschaft wert ist.

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