MINT-Frühjahrsreport 2022


 

BDA AGENDA 10/22 | Thema der Woche | 25. Mai 2022

MINT-Lücke so hoch wie noch nie im April. Insbesondere in den Zukunftsbereichen Energie/Elektro und IT fehlen Fachkräfte.

Der aktuelle MINT-Frühjahrsreport, den das Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag der BDA, Gesamtmetall und der Initiative „MINT Zukunft schaffen“ erstellt, zeigt den steigenden Fachkräftemangel im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Bundesweit waren im April über alle Anforderungsniveaus hinweg knapp 320.000 gemeldete Stellen in MINT-Berufen nicht besetzt. Dies ist die höchste im April gemessene MINT-Fachkräftelücke seit Beginn der Erhebung im Jahr 2011. Der größte Mangel besteht dabei im Segment der Facharbeiter (knapp 150.000). Die größten Engpässe zeigen sich im Bereich Energie/Elektro (82.500) und IT (60.600).

Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung machen sich schon heute auf dem MINT-Arbeitsmarkt bemerkbar und werden diesen Trend voraussichtlich noch weiter verstärken. Hinzu kommen die Herausforderungen der zukünftigen Energieversorgung. Im Bereich der MINT-Facharbeiter beträgt der aktuelle demografische Ersatzbedarf rund 274.000 und wird in den nächsten fünf Jahren auf knapp 292.000 steigen. Das jährliche Neuangebot an berufliche qualifizierten MINT-Facharbeitern (ca. 140.000) wird damit in den kommenden Jahren deutlich unter dem Ersatzbedarf liegen. Die Auswirkungen der Digitalisierung zeigen sich bereits bei der steigenden Nachfrage in den IT-Berufen: Dort stieg die Beschäftigung zwischen Ende 2012 und dem Ende des dritten Quartals 2021 um 68,6 %. Im Vergleich dazu war in allen MINT-Facharbeiterberufen nur ein Anstieg um 3,6 % zu verzeichnen.

Diesen steigenden Bedarfen steht ein sinkendes Angebot an MINT-Nachwuchs gegenüber, das sich durch die Corona-Pandemie nochmals reduziert hat. Es steht zu befürchten, dass sich insbesondere die während der Schulschließungen entstandenen Lernlücken negativ auf die MINT-Kompetenzen der Schulabsolventinnen und -absolventen auswirken werden. Der generelle Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern auf dem Ausbildungsmarkt wirkt sich auch auf die Ausbildung in den MINT-Berufen aus und auch in den Hochschulen ist die Pandemie nicht ohne Folgen geblieben: 2016/2017 begannen noch 198.000 Studierende ihr Studium in einem MINT-Fach. Zuletzt waren es nur noch 172.000. Zurückzuführen ist dies insbesondere auch auf den starken Rückgang ausländischer Studierender.

Es gilt daher mehr denn je, alle Potenziale für MINT zu heben, insbesondere bei Mädchen und junge Frauen. Der Frauenanteil in MINT-Berufen ist mit 15 % noch deutlich zu gering. Selbst bei Ausschöpfung aller inländischen Potenziale kommt der Zuwanderung in MINT-Berufe eine erhebliche Rolle zu. Ohne den starken Anstieg der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wäre die MINT-Lücke schon heute fast doppelt so hoch. Zudem muss die Bedeutung von MINT im gesamten Bildungssystem weiter gestärkt werden. Initiativen wie die vom BMBF-geförderte MINT-Vernetzungsstelle, an der das Nationale MINT Forum beteiligt ist, können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.