Die Digitalisierung fordert neue Antworten

BDA AGENDA 3/23 | Thema der Woche | 9. Februar 2023

Mit wem reden, wenn es um die Digitalisierung geht? Der Chef des Bundeskanzleramts Wolfgang Schmidt ist eine der ersten Adressen. Der Digitalrat der BDA hatte einige Punkte zum Thema „Arbeitsmarkt“ mitgebracht.

 

Fachkräftesicherung - Ohne kluge Köpfe keine erfolgreiche Transformation. Wir müssen unser inländisches Erwerbspersonenpotential heben. Aber selbst wenn wir es voll ausschöpfen, brauchen wir Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. 400.000 Menschen jedes Jahr. Netto. Davon profitiert unser Land. Die Bundesregierung hat die Grundlage für ein liberaleres Zuwanderungsrecht gelegt. Um wirklich attraktiv für die Talente der Welt zu sein, müssen auch die Prozesse und die Kultur in unserem Land vorankommen. Wir müssen schneller, digitaler und einfacher werden. Die Erfahrungen, die Fachkräfte im Ausland in den Visastellen machen, sind nicht die besten. Eine echte Willkommenskultur muss sich in Gesetzen, Behörden und Gesellschaft zeigen.

Mittelstand - Kleine und mittelständische Unternehmen haben selten die Möglichkeiten, im Ausland Fachkräfte anzuwerben. Hier könnte die Zeitarbeit – wenn sie für die Anwerbung von Fachkräften in Drittstaaten zugelassen würde – ein hervorragender Mittler sein. Bitte nicht immer nur in Missbrauchsszenarien denken, sondern Potentiale heben. Wir können doch mit Einschränkungen starten. Gesetze nicht immer in one-size-fits-all denken. Die Arbeitswelt ist viel zu komplex dafür geworden.

EuGH-Urteil zur Arbeitszeiterfassung - Wir müssen aufpassen, dass uns eine Überregulierung nicht die Freiheiten nimmt, die die neue Arbeitswelt ermöglicht. Flexible Arbeitszeitmodelle (z. B. Vertrauensarbeitszeit) müssen weiterhin möglich sein. Wer eigenverantwortlich arbeitet und entscheidet, sollte generell ausgenommen werden. Gerade im IT-Bereich sind die Leute nicht erpicht auf eine Stechuhr. Wir dürfen zudem bei der Neujustierung der modernen Arbeitswelt nicht den Industriearbeitsplatz des letzten Jahrhunderts zur Grundlage machen. Vielmehr sollten wir das Arbeitszeitgesetz für eine Wochenhöchstarbeitszeit öffnen, wie es eine EU-Richtlinie schon lange ermöglicht. Es geht um mehr Flexibilität, die auch die Menschen für die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf einfordern.

Homeoffice - Auch hier geht es um ein zentrales Element der neuen Arbeitswelt. Arbeitsschutz und Arbeitsrecht geben einen Rahmen vor und garantieren weiterhin Schutz. Aber bitte auch hier nicht versuchen, die 80er festzuhalten und mehr Freiraum zulassen. Mobile Arbeit darf nicht an den Rahmen für Telearbeit herangeführt werden. Wer mobile Arbeit bürokratisiert, bekommt nur eines: weniger mobile Arbeit.

Koordination der Digitalpolitik - Die neue Bundesregierung hat die Verantwortlichkeiten für die Digitalpolitik neu sortiert. Unseres Erachtens muss das Bundeskanzleramt weiterhin eine koordinierende, aber auch treibende Kraft bleiben.

 Der BDA-Digitalrat vereint ungefähr 20 digitale Vordenker aus kleinen und mittleren Unternehmen, Konzernen, Tech-Branche, Start-ups und Wissenschaft. Der Fokus liegt auf der Zukunft der Arbeitswelt. Ziel ist es: Impulse in die gesellschaftliche Debatte geben, Handlungsempfehlungen für Unternehmen entwickeln und konkrete Vorschläge an die Politik machen.