Die Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen ist Herausforderung und Chance


BDA AGENDA 22/24 | KOMMENTAR DER WOCHE | 08. November 2024

Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit

Die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt ist Chance, Herausforderung und - mit Blick in die Zukunft – auch Voraussetzung für einen ausgewogenen Arbeitsmarkt und eine funktionierende Wirtschaft.

Megatrends wie Digitalisierung und Automatisierung, Demografie oder Dekarbonisierung werden zukünftig zu einem ungefähr ausgeglichenen Saldo zwischen neuem und wegfallendem Arbeits- und Fachkräftebedarfen führen.

Ohne Zuwanderung würde Deutschland bereits heute aufgrund der Demografie einen Rückgang der Beschäftigung verzeichnen. Schon jetzt gehen Zuwächse ausschließlich auf Ausländerinnen und Ausländer zurück.

Allein aufgrund der demografischen Entwicklung wird erwartet, dass in zehn Jahren sieben Millionen Personen am Arbeitsmarkt fehlen, wenn nicht entschiedene Maßnahmen ergriffen werden.

Führt man sich das vor Augen, wird klar: Es ist wichtig, alle Register zu ziehen, um den Arbeits- und Fachkräftebedarf zu decken und Entwicklungen nicht einfach auf uns zukommen zu lassen.

Dabei können geflüchtete Menschen eine wichtige Rolle spielen. Eine Millionen Menschen aus den Asylherkunftsländern und der Ukraine sind aktuell in Beschäftigung. Die Erwerbstätigenquote geflüchteter Menschen, die 2015/16 nach Deutschland gekommen sind, liegt aktuell bei 68 Prozent. Betrachtet man nur die Erwerbstätigkeit der Männer sogar bei 86 Prozent, höher als im Bevölkerungsdurchschnitt.

Jedes Erfolgsbeispiel zeigt, was möglich ist. Dennoch bleibt viel zu tun. So ist die Integration von Frauen noch kein Erfolg. Sie sind deutlich seltener in Beschäftigung.

Das mehr geflüchtete Menschen in Beschäftigung kommen, ist Ziel des Job-Turbos. Kernidee war und ist, geflüchtete Menschen, die über grundlegende Deutschkenntnisse verfügen und einen Integrationskurs absolviert haben, schneller in Arbeit zu bringen, ohne die Nachhaltigkeit – durch berufsbegleitende Sprachförderung und berufliche Weiterqualifizierung – aus den Augen zu verlieren.

Viele Geflüchtete bringen erhebliches Wissen und berufliche Erfahrung mit, die wir in Deutschland durch langwierige und komplizierte Anerkennungsverfahren nicht im notwendigen Maße wertschätzen und nutzbar machen. Dies ist nicht nur zum Schaden der geflüchteten Menschen – es ist insgesamt für die deutsche Wirtschaft ein Problem. Denn Deutschland braucht Fachkräfte.

Das es gelingt, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der wir die Verantwortung nicht einfach auf “die Wirtschaft“ verlagern dürfen. Natürlich ist es zuerst die eigene Aufgabe, die Fachkräftebasis im eigenen Unternehmen sicherzustellen. Bei geflüchteten Menschen ist dies allerdings ohne die Beiträge weiterer Akteure – besonders für kleine Unternehmen – anspruchsvoll. Neben Arbeitsagenturen und Jobcentern sind auch Sozialpartner, Kommunen und Länder, sowie Beratungseinrichtungen und Migrantenorganisationen, wie die geflüchteten Menschen selbst gefragt. Und es bedarf auch der notwendigen Rahmenbedingungen, wie ausreichender Kinderbetreuung oder unbürokratischer Prozesse der öffentlichen Hand.

Das es geht, haben in den letzten Monaten viele Regionen im engen Schulterschluss gezeigt. Daher lassen Sie uns die fast eine Millionen Beispiele geflüchteter Menschen, die in Deutschland Arbeit gefunden haben, als Rückenwind nutzen, um dem konjunkturellen (und zum Teil gesellschaftlichen) Gegenwind zu trotzen.

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