Birgit Bohle, Vorständin Personal und Recht, Arbeitsdirektorin, Deutsche Telekom AG:

Zehn Thesen für eine Innovationskultur 


BDA AGENDA 19/22 | KOMMENTAR DER WOCHE | 13. Oktober 2022

Made in Germany verliert an Glanz. Führungskräfte sehen die Innovationsfähigkeit der Unternehmen hierzulande überwiegend skeptisch. In einer Studie von 2020 bestätigen sie einen technologischen Rückstand und bemängeln die Rahmenbedingungen zur Förderung von Innovationen. Ein Weiter-so-wie-bisher darf es nicht geben.

Das gilt ebenso für die Veränderungen in der Arbeitswelt. Hybride Arbeitsmodelle sind gekommen, um zu bleiben. Das wirft die Frage auf: Wie kann ich Innovationsfähigkeit in einer hybriden Arbeitswelt sichern? Meine zehn Thesen wie das gelingen kann:

  1. Neugier und Lernen fördern

Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem sich Kreativität als Voraussetzung für Innovation nähren kann. Dafür brauchen wir eine Kultur, in der Veränderung nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen wird. Mit unserer Leitlinie „Stay curious and grow“ – „Bleibe neugierig und wachse“ legen wir genau darauf bewusst ein Augenmerk.

  1. Die Mutigen ermuntern und Vorbilder feiern

Prozesse und Abläufe in Frage stellen, auch, wenn sie (noch) funktionieren, muss ebenso selbstverständlich sein, wie der Respekt vor ungewöhnlichen Ideen. Den Mutigen gehört die Welt, nicht den Verzagten. Mutig sein sollte genauso Teil unserer kulturellen Identität werden.

  1. Psychologische Sicherheit schaffen

Mitarbeitenden brauchen Sicherheit, um innovativ zu sein. Ehrliches, wertschätzendes Feedback, das Streiten um die Sache gehören zu einer guten Kultur. Niemand darf Angst davor haben, seine Meinung zu sagen oder Fehler zu machen.

  1. Mehr Diversität und Inklusion

Heterogene Teams entwickeln die besseren Lösungen, weil sie unterschiedliche Perspektiven einbringen. Wir müssen Verschiedenheit wertschätzen. Nur so können alle ihr volles Potenzial ausschöpfen.

  1. Aktivitätenbasiertes Arbeiten statt „One-size fits all“

Das WAS wir tun bestimmt auch automatisch WIE und WO wir es tun. Und das kann je nach Anforderungen, Team und Bereich sehr unterschiedlich ausfallen. Deshalb hat das „aktivitätenbasierte Arbeiten“ klare Vorteile gegenüber starren Regelungen.

  1. Den Digitalisierungsschub nutzen

Corona hat in Unternehmen einen Schub an Digitalisierung erlebbar gemacht. Wir alle haben mehr und mehr digitale Tools für unsere Zusammenarbeit eingesetzt und Prozesse digitalisiert. Und dabei den großen Nutzen erkannt.

  1. Vertrauenskultur und Führung stärken

Je mehr Vertrauen wir schenken, desto klarer müssen Vision, Richtung und Ziele definiert sein. Agile Prozesse und Methoden wie OKR können dabei helfen.

  1. Teamentwicklung und informelle Begegnungen fördern

Beim rein virtuellen Arbeiten wird zwar die Interaktion innerhalb etablierter Teams und Strukturen intensiviert wird, der Kreis der Kommunizierenden wird aber kleiner. Die Kommunikation mit Menschen aus dem weiteren Netzwerk wird deutlich eingeschränkt.  Kreativität im virtuellen Raum ist notwendig, um die Möglichkeiten von zufälligen Begegnungen zu fördern. Das persönliche Treffen vor Ort bleibt aber unersetzlich.

  1. Büros neu erfinden

Das Büro hat das Monopol für Arbeit verloren. Nicht der durchgetaktete Meeting-Marathon oder die stundenlange „Stillarbeit“ am Schreibtisch werden zukünftig den Charakter der Büroarbeit ausmachen, sondern ein für die Menschen inspirierendes, kommunikationsförderndes und damit motivierendes Umfeld.

  1. Eine Kultur fördern

Eine große Chance des hybriden Arbeitens besteht darin, die besten Talente global zu gewinnen und zu halten. Gleichzeitig müssen wir die Menschen in den Mittelpunkt stellen, die in der Produktion arbeiten oder Produkte in den Shops verkaufen. Sie sind der Puls einer kundenzentrierten Unternehmenskultur und prägen die Unternehmen auf besondere Weise.

Veränderung ist immer ein Motor für die Entstehung von Neuem. Der Schüssel dazu ist eine gute entwickelte und anpassungsfähige Unternehmenskultur, in der sich alle Mitarbeitenden wiederfinden.