Arbeitgeber setzen sich für einen Arbeitsmarkt mit mehr Chancengleichheit für Frauen und Männer ein


 

BDA AGENDA 16/22 | Thema der Woche | 18. August 2022

Noch immer unterscheiden sich die Erwerbsbiografien von Frauen und Männern. Als Gesellschaft lassen wir damit viel Potenzial liegen. In unserem Positionspapier stellen wir die wesentlichen Stellschrauben vor.

Betrachten wir den deutschen Arbeitsmarkt, dann wird ein Aspekt schnell deutlich: Die Erwerbsbiografien von Frauen und Männern unterscheiden sich stark – und das im Jahr 2022. Frauen arbeiten öfter in Teilzeit, entscheiden sich seltener für MINT-Berufe und sind weniger präsent in den Führungsetagen.

Das ist zwar per se nichts Neues. Es sollte uns aber Sorgen machen, dass die Erwerbslücke zwischen Frauen und Männern noch immer nicht geschlossen ist. Denn der Einsatz für mehr Chancengleichheit am Arbeitsmarkt ist nicht nur gesellschaftspolitisch richtig, sondern auch wirtschaftspolitisch erforderlich. Der Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist einer der größten Bremsklötze für die deutsche Wirtschaft. Eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen ist ein zentrales Instrument, den Fach- und Arbeitskräftemangel zu reduzieren

Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) machen das bisher ungenutzte Potenzial deutlich: Wären Frauen genauso oft erwerbstätig wie Männer, hätten wir fast 700.000 zusätzliche Erwerbstätige zur Verfügung. Würden Frauen jetzt noch so oft wie ihre Kolleginnen in Schweden in Vollzeit arbeiten, stünden uns zusätzlich 890.000 Vollzeitäquivalente zur Verfügung. Das hat die Bundesagentur für Arbeit errechnet.

Was sind also die Stellschrauben für mehr Chancengleichheit? Wir müssen bereits früh in Kitas, Schulen und Berufsorientierung ansetzen, damit sich z. B. mehr Frauen für eine Karriere im lukrativen MINT Bereich entscheiden. Arbeitgeber können während des Erwerbslebens viel tun, besonders mit familienfreundlicher Personalpolitik. Dafür brauchen sie jedoch den richtigen Rahmen und Flexibilität bei der Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Insbesondere eine nicht ausreichende Betreuungsinfrastruktur erschwert es Frauen, Vollzeit oder vollzeitnah zu arbeiten.

Wir müssen bei den Ursachen der unterschiedlichen Chancen ansetzen und nicht im Nachgang versuchen, Unterschiede durch Regulierung zu korrigieren. Unsere zehn Kernforderungen setzen genau da an. Die Arbeitgeber tun bereits viel und können noch mehr machen - dafür brauchen wir Gestaltungsspielräume und die Unterstützung der Politik.