Mein Appell an die Politik:
Mehr Wertschätzung für Unternehmen!


BDA AGENDA 4/23 | KOMMENTAR DER WOCHE | 23. Februar 2023

Ingrid Hofmann, Geschäftsführende Gesellschafterin I.K. Hofmann GmbH und
Vizepräsidentin Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP)

 

Die Politik sollte die Bedeutung der Unternehmen für eine funktionierende Gesellschaft stärker würdigen.
Gerade in Krisenzeiten.

Ich bin sehr unzufrieden damit, wie wenig die Bedeutung von Unternehmen in Deutschland politisch gewürdigt wird. Und ich möchte als Geschäftsführerin eines mittelständischen Familienunternehmens mit diesen wenigen Zeilen zeigen, warum ich das bin.

Ich habe mein Unternehmen – Hofmann Personal mit den Geschäftsfeldern der Zeitarbeit und Personalvermittlung – 1985 mit 30.000 DM gegründet, die ich mir von meinem Vater geliehen hatte. Damals in Deutschland eine junge Branche. Heute ist sie für viele Unternehmen als externe Personalreserve nicht mehr wegzudenken. Nach nunmehr drei Krisenjahren mit den bekannten Ursachen ist unser Umsatz von knapp einer Milliarde Euro im Jahr 2018 um über 20 Prozent eingebrochen und erholt sich langsam wieder.

Zurück zum Thema: „Wichtigkeit von Unternehmen für eine funktionierende Gesellschaft“ Seit Jahren beobachten wir einen Rückgang der Unternehmensgründungen in Deutschland. Woran liegt das? Aus dem Wirtschaftsstudium meiner Tochter weiß ich, dass man jungen Studierenden von Anfang an die persönlichen Risiken einer Selbstständigkeit erklärt. Das muss man in Deutschland wohl auch. Laut Bundesregierung gibt es derzeit 1.773 Gesetze und 2.655 Rechtsverordnungen, von denen gefühlt ein Großteil die Unternehmen betrifft. Kann es sein, dass es trotz aller Versprechungen mehr neue Gesetze gibt, als überflüssige abgeschafft wurden?

Das Gebot der Stunde: Bürokratie abbauen!

Meine Forderung: Gründer/innen, die den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen, eigenes Geld zu investieren, Arbeitsplätze zu schaffen, sich um Mitarbeiter/innen zu kümmern, sollten nicht durch eine ausufernde Regulierungswut noch mehr belastet werden, sondern die Anerkennung erhalten, die sie verdienen!

Erinnern wir uns an die Zeit der Pandemie. Wir Arbeitgeber/innen mussten uns mit den Auswirkungen der politischen Entscheidungen auseinandersetzen. Berufstätige Eltern mussten plötzlich die Aufgaben von Lehrkräften im Homeoffice übernehmen und sich teilweise zusätzlich um ältere Familienangehörige kümmern. Gleichzeitig mussten dringende berufliche Aufgaben erledigt werden. Woher sollten Toilettenpapier und Lebensmittel kommen, wenn Logistikunternehmen und Lebensmittelbetriebe nicht auf Hochtouren liefen? Diese Gesamtkoordination wurde zum Teil in die Betriebe verlagert, wo es auch fast wöchentlich neue politische Vorgaben gab. Manche Branchen konnten einem bei so vielen unverständlichen Entscheidungen leid tun.

In letzter Zeit habe ich immer wieder das Gefühl, dass die Politik Entscheidungen trifft, ohne sich über die Umsetzung in den Betrieben Gedanken zu machen. Ich persönlich kann nicht immer unterscheiden, ob Regelungen auf deutschen Vorgaben beruhen oder ob es sich um Weiterentwicklungen auf Basis von EU-Regelungen handelt. Hier frage ich mich manchmal, ob die Umsetzung in anderen europäischen Ländern wirklich so erfolgt wie in unserem bürokratieverliebten Deutschland. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber aktuell beschäftigen mich unter anderem nach wie vor die Datenschutzgrundverordnung, das Lieferkettengesetz, die EU-Entscheidung zur Pflicht zur lückenlosen Arbeitszeiterfassung, die Einrichtung einer Whistleblower-Hotline, die Meldepflichten Transparenzregister, die neue CSR-Richtlinie, das Entgelttransparenzgesetz, das Gesetz zur Plattformarbeit.

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