Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger erklärt zu den heute vorgestellten Plänen der Nationalen Weiterbildungsstrategie:
Wir brauchen individuell passgenaue Lösungen
Berlin, 27. September 2022. „Als wir die Nationale Weiterbildungsstrategie 2019 ins Leben gerufen haben, wollten wir insbesondere auf den digitalen Wandel und die damit verbundenen veränderten Anforderungen in der Arbeitswelt reagieren. Dieses Ziel gilt auch heute noch, aber mittlerweile spüren wir in den Betrieben nicht nur die Folgen der Digitalisierung und Dekarbonisierung, sondern auch die demografische Entwicklung. Viele Branchen haben mit einem massiven Arbeits- und Fachkräftemangel zu kämpfen. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben diese Situation noch verschärft.
Diese für uns alle unvorhersehbare Entwicklung hat aber an der Bedeutung von Weiterbildung für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit unserer Wirtschaft nichts geändert. Im Gegenteil: Veränderungsbereitschaft, mit unvorhergesehenen Ereignissen umgehen, Umdenken und neue Wege gehen ist heute wichtiger denn je. Dieses Bewusstsein ist es, das wir mit der Fortsetzung der Nationalen Weiterbildungsstrategie in den Betrieben und in der gesamten Gesellschaft verankern möchten.
Die Grundlage hierfür ist bereits gelegt: Zwei von drei Erwachsenen haben sich 2020 weitergebildet. Knapp 70 % aller Weiterbildungsaktivitäten finden während der bezahlten Arbeitszeit statt. Die Arbeitgeber haben zuletzt 41 Mrd. Euro pro Jahr in Weiterbildung investiert. Der „Aufbruch in die Weiterbildungsrepublik“, den wir heute gemeinsam fordern - ist für einen Großteil der Bevölkerung – für Betriebe und Beschäftigte - bereits erfolgt.
Wir haben aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Die Förderung von Weiterbildung muss flexibler, effizienter und zielgerichteter werden. Sie muss dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht wird und in der Form, in der sie benötigt wird.
Vielfach kennen wir die konkreten Bedarfe aber noch gar nicht. Herausforderungen ähneln sich, im Detail unterscheiden sie sich aber erheblich. „One size fits all“ kann in der Weiterbildung nicht die Lösung sein. Wir brauchen individuell passgenaue Lösungen, die wir gemeinsam in Netzwerken vor Ort entwickeln müssen. Insbesondere KMU benötigen hierbei Unterstützung.
Hinzu kommt: Oft bilden sich diejenigen weiter, die sowieso schon gut qualifiziert und an das regelmäßige Lernen gewöhnt sind. Wir müssen aber insbesondere diejenigen erreichen, die von veränderten Anforderungen am ehesten betroffen sind, aber am wenigsten darauf vorbereitet sind.
Ihnen müssen wir niedrigschwellige Weiterbildungsangebote machen, sie eng begleiten und ihnen neue Perspektiven aufzeigen. Dabei brauchen wir nicht neue Instrumente, wir müssen die vorhandenen Instrumente bedarfsgerecht ausgestalten.
Bereits kleine Schritte können dabei große Erfolge bedeuten. Dies gilt besonders auch für Teilqualifikationen, die den Weg zu einem Berufsabschluss eröffnen. Einen langen Weg bewältigt man oft besser in Etappen.
Diesen Weg wollen wir gemeinsam weitergehen. Wir wollen die vielen erfolgreich erprobten Konzepte in die Fläche bringen. Nicht immer brauchen wir Neues, oft reicht es einfach, die Stellschrauben ein wenig zu justieren. Daran werden wir als Arbeitgeber gemeinsam mit unseren Partnern in der Nationalen Weiterbildungsstrategie weiterhin aktiv mitwirken.“