Arbeitsmarktpolitik
Eine erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik ist für die Menschen in Deutschland sowie für die deutsche Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Arbeit bedeutet nicht nur, den Lebensunterhalt sichern zu können, sondern auch soziale Teilhabe, Anerkennung und persönliche Erfüllung. Für Wirtschaft und Gesellschaft ist es gerade vor dem Hintergrund des Bedarfs an qualifizierten Mitarbeitern und des demografischen Wandels entscheidend, dass alle Potenziale bestmöglich ausgeschöpft werden und alle Menschen optimal am Arbeitsmarkt partizipieren können.
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Arbeitsmarktpolitik an Herausforderungen der Zukunft ausrichten
Am Arbeitsmarkt gefragte Qualifikation ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit
Grundlegende Reform der Arbeits- und Sozialverwaltung notwendig
Arbeitslose Menschen werden entweder durch die beitragsfinanzierte Arbeitslosenversicherung (SGB III) oder das steuerfinanzierte Bürgergeld (SGB II) unterstützt. Arbeitgeber wollen aber nicht zwei Ansprechpartner, nur weil arbeitslose Menschen in unterschiedlichen Rechtskreisen betreut werden. Das System der Arbeits- und Sozialverwaltung mit Arbeitsagenturen, gemeinsamen Einrichtungen und kommunalen Jobcentern ist hoch komplex, intransparent und damit unnötig teuer. Die Arbeits- und Sozialverwaltung für Erwerbsfähige muss grundlegend reformiert werden. Nur mit einer umfassenden Strukturreform, die auch die Bündelung und Zusammenfassung von Geldleistungen umfasst, wird die Arbeitsverwaltung handlungsfähig bleiben. Dann kann sie ihrem Auftrag nachkommen, Menschen in Arbeit zu bringen und Unternehmen bei der Arbeits- und Fachkräftesicherung zu unterstützen.
Arbeitslosenversicherung auf Kernaufgaben konzentrieren
Primäre Aufgabe der Arbeitslosenversicherung ist – neben der Auszahlung des Arbeitslosengeldes und des Kurzarbeitergeldes – die professionelle, schnelle und nachhaltige Vermittlung, Beratung und Förderung von Arbeitslosen. Nur in engen Grenzen und unter klarer Verantwortungsteilung übernimmt die Arbeitslosenversicherung auch präventive Aufgaben, die der Vermeidung von Arbeitslosigkeit oder dem zügigen Start ins Berufsleben dienen, wie z. B. die Berufsorientierung und Berufsberatung. Die Rolle der Bundesagentur für Arbeit bei der Erwerbsmigration muss daher auch Inland liegen und sich auf die Arbeitsmarktzulassung und die Beratung von Arbeitgebern über die Möglichkeiten der Zuwanderung fokussieren. Die angespannte Haushaltslage des Bundes führt zu Aufgaben- und Kostenverlagerungen in die Arbeitslosenversicherung. Beitragsmittel dürfen jedoch nur für Versicherungsleistungen verwendet und beitrags- und steuerfinanzierte Leistungen müssen wieder klar voneinander abgegrenzt werden.
Kurzarbeitergeld: wichtiges Instrument im Krisenfall
Das Kurzarbeitergeld hat in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und auch während der Corona-Pandemie wesentlich zur Stabilisierung der Wirtschaft und Beschäftigungssicherung beigetragen. Die Möglichkeit in vergleichbaren Krisenfällen schnell und flexibel mit erleichterten Regelungen zur Kurzarbeit reagieren zu können, sollte erhalten bleiben. Dabei muss auch sichergestellt werden, dass das Kurzarbeitergeld auch bei massenhafter Nutzung für die BA und die Arbeitgeber administrierbar ist. Kurzarbeitergeld ist aber kein Allheilmittel, insbesondere nicht im Strukturwandel.
Mehr Eigenverantwortung in der Grundsicherung
Der aktivierende Sozialstaat in Deutschland muss gestärkt und wieder mehr Fokus auf die tatsächlich Bedürftigen gelegt werden. Für eine nachhaltige Grundsicherung bedarf es neben mehr Arbeitsanreizen durch verbesserte Regelungen zum Hinzuverdienst auch mehr Verbindlichkeit im Vermittlungsprozess. Vermittlung muss wieder Vorrang haben. Gleichzeitig müssen die Jobcenter von unnötigem Verwaltungsaufwand entlastet und eine das Leistungsrecht entbürokratisiert werden. Bestehende arbeitsmarktpolitische Förderinstrumente müssen flexibler kombiniert und sinnvolle Förderketten gebildet werden, in denen die nächsten Förderschritte vorausgeplant, das Erreichte regelmäßig überprüft und ggf. nachjustiert wird. Entscheidend sind eine systematische Kompetenzdiagnostik, intensive Begleitung in den notwendigen Fällen und Nachbetreuung auch nach erfolgreicher Integration, um die Beschäftigung zu stabilisieren und zu sichern.
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PDFs und Links zum Thema
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