Fachkräftemangel und Demografie: die Herausforderungen für den Arbeitsmarkt nehmen zu


BDA AGENDA 15/2025 | THEMA DER WOCHE | 24. Juli 2025

Die Fachkräftelücke sinkt aktuell nur wegen der schwachen Konjunktur.  Doch das ist gefährlich, denn wirtschaftlich erfolgreich kann Deutschland nur sein, wenn ausreichend Menschen da sind, die in den Betrieben anpacken. Jetzt braucht es zielgenaue und wirksame Weichenstellungen.

Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich deutlich abgeschwächt. Die Arbeitslosigkeit steigt, gleichzeitig fehlt es an allen Ecken und Enden an Personal. Laut Berechnungen des IW Köln wird das jährliche Beschäftigungswachstum bis 2028 auf 1,2 % sinken. Bis zu 768.000 Fachkräfte könnten fehlen.  

Konkret braucht es jetzt eine nachhaltige und ganzheitliche Fachkräftestrategie, die eine große Breite an Maßnahmen bereithält.

Wichtig ist den Nachwuchs zu fördern. Kitas und Schulen müssen ein Mindestniveau an Grundbildung verlässlich sichern können, insbesondere in Deutsch und Mathematik. Auch muss es gelingen, dass kein Jugendlicher ohne Schulabschluss und berufliche Orientierung die Schule verlässt. Hierfür müssen die Bundesländer aktiv werden.

Gleichzeitig verlangt der Strukturwandel nach ständigen Veränderungen. Auf individueller Ebene braucht es den Willen zum lebensbegleitenden Lernen. Denn nur wer sich kontinuierlich weiterentwickelt, sichert seine eigene Beschäftigungsfähigkeit. Dies gilt insbesondere für Geringqualifizierte.

Arbeit muss sich mehr lohnen. Die hohen Sozialversicherungsbeiträge fressen Lohnsteigerungen schnell wieder auf. Im Gegenzug müssen Jobcenter und Agenturen für Arbeit noch gezielter unterstützen, um Menschen schneller in Arbeit zu bringen. Es gilt die Arbeitslosenversicherung auf ihre Kernaufgaben zu fokussieren und die Vermittlung in Arbeit in den Fokus zu nehmen.

Unternehmen können durch eine höhere Arbeitgeberattraktivität mit z. B. guten Arbeitsbedingungen und flexiblen Arbeitszeiten Beschäftigte gewinnen und halten. Frauen arbeiten inzwischen zwar fast so oft wie Männer, tun dies aber oft nur in Teilzeit. Eine wöchentliche statt eine tägliche Höchstarbeitszeit kann mehr Vereinbarkeit ermöglichen, genau wie eine ausgebaute Betreuungsinfrastruktur.

Bei Älteren wird noch viel Potenzial verschenkt, dabei werden sie und ihre Fähigkeiten dringend auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. Fehlanreize zur Frühverrentung wie die abschlagsfreie „Rente ab 63“ müssen zügig abschafft werden. Längere Bezugsdauern beim Arbeitslosengelds I für Ältere verlängern die Arbeitslosigkeit. Frühzeitige Erwerbsminderung lässt sich durch bessere Prävention und gezielte Rehabilitation reduzieren. Hier können Unternehmen aktiv mitwirken, erfahrene Mitarbeitende zu halten.

Nicht zuletzt muss Zuwanderung in Beschäftigung einfacher werden – durch digitale Verfahren, schnellere Abläufe und den Abbau von Hürden. Für eine echte Willkommenskultur müssen alle gesellschaftlichen Akteure anpacken und Deutschland als attraktiven Arbeits- und Lebensort stärken. Zu viele qualifizierte Menschen verlassen Deutschland auch wieder. Eine hohe Steuer- und Sozialabgabenlast, eine schwache Digitalisierung und umständliche Prozesse der Verwaltung schrecken z. B. ab.

24. Juli 2025

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