Die bildungspolitischen Grundsätze der Arbeitgeber
Eine gute Bildung ist die Grundlage für die persönliche Entfaltung, für die gesellschaftliche Teilhabe und für ein erfüllendes Berufsleben. Als Gesellschaft müssen wir alles daransetzen, dass unser Bildungssystem so gut ist wie nur möglich. Denn hier liegt der Schlüssel für unsere Zukunft.
Ingo Kramer, ehemaliger Arbeitgeberpräsident, Geschäftsführer J. Heinr. Kramer Holding GmbH
Bildung 2030
Digitalisierung und demografischer Wandel prägen Gesellschaft und Arbeitswelt. Um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern und damit wirtschaftlichen Erfolg, gesellschaftlichen Wohlstand und sozialen Zusammenhalt zu sichern, ist Bildung der Dreh- und Angelpunkt. Die deutschen Arbeitgeber stehen für folgende bildungspolitische Grundsätze und Orientierungen:
Bildung ist unsere wichtigste Ressource: individuell, ökonomisch und sozial. Wir brauchen darum ein effizientes, leistungsorientiertes Bildungssystem, das nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern auch Selbstständigkeit, Eigeninitiative und Verantwortungsbereitschaft fördert. Es muss junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung hin zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern wirkungsvoll unterstützen.
Gute Bildungspolitik ist die wirksamste und nachhaltigste Sozialpolitik. Nichts schützt besser vor Arbeitslosigkeit und nichts fördert nachhaltiger gesellschaftliche Teilhabe als eine abgeschlossene betriebliche oder hochschulische Ausbildung.
Berufliche Bildung und akademische Bildung dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Als Wirtschaftsstandort brauchen wir gut qualifizierte, kreative und motivierte Absolventinnen und Absolventen aus beiden Bereichen. Wir brauchen einstrukturell und sozial durchlässiges Bildungssystem, das die individuelle Förderung in den Mittelpunkt stellt und möglichst jeder und jedem die Chance zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und individuellen Talente bietet.
Digitale Kompetenzen (das Anwenden, Verstehen, Gestalten und Reflektieren digitaler Technologien) und soziale Kompetenzen (insbesondere Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie Eigenverantwortung) rücken mit der zunehmenden Technisierung und Vernetzung unserer Arbeitswelt und unseres Alltags in den Mittelpunkt – unabhängig von Branche, Tätigkeit oder Hierarchiestufe. Alle Bildungsbereiche müssen digitale Kompetenzen stärken und weiterentwickeln.
Jede Schulform muss so fördern, dass möglichst alle Jugendlichen zu einem Abschluss und zur Ausbildungs- oder Studienreife gelangen. Zu einer umfassenden schulischen Allgemeinbildung gehören auch ökonomische Bildung und MINT-Bildung einschließlich digitaler Informations- und Medienkompetenz. Das Angebot an Ganztagsschulen muss deutlich ausgebaut werden. Der Sanierungs- und Ausstattungsrückstand an vielen Schulen muss von Kommunen und Ländern dringend beseitigt werden.
Die duale Ausbildung ist ein Grundpfeiler für die Stärke der deutschen Wirtschaft. Sie bietet jungen Menschen mit und ohne Abitur vielfältige Entwicklungschancen und Karrieremöglichkeiten bis hin zur Unternehmensführung. Besonders Leistungsstarken muss der Zugang zu Zusatzqualifikationen, dualen Studiengängen und Aufstiegsfortbildungen vermittelt werden. Leistungsschwächere Jugendliche müssen durch Einstiegsqualifikationen oder assistierte Ausbildung noch besser in den Ausbildungsmarkt integriert werden.
Die Berufsschulen sind eine unverzichtbare Säule der dualen Ausbildung und für die Betriebe wichtige Partner. Ihre personelle, materielle und finanzielle Ausstattung muss hohe Priorität haben. An Investitions- und Förderprogrammen des Bundes und der Länder müssen Berufsschulen in gleicher Weise beteiligt werden wie allgemeinbildende Schulen.
Lebenslanges Lernen muss für jede und jeden noch mehr zur Normalität werden. Voraussetzung hierfür sind flexible praxisnahe Weiterbildungsangebote. Sie dienen auch der Aktualisierung technisch-digitaler Kenntnisse und Kompetenzen. Im Rahmen der betrieblichen Personalpolitik fördert Weiterbildung „digital literacy“ bei allen Beschäftigten. Hochschulen müssen sich zukünftig noch stärker für die Zielgruppe der Berufstätigen und berufliche Qualifizierten öffnen – auch im Weiterbildungsbereich. Flexible, berufsbegleitend studierbare Formate sind deutlich auszubauen.
Ohne die Zuständigkeit der Bundesländer in der Bildung infrage zu stellen, sind wir als Arbeitgeber der festen Überzeugung: Für die Herausforderungen, die die demografische Entwicklung und die sich immer schneller verändernde Arbeits- und Lebenswelt zukünftig an uns stellen, braucht Deutschland eine zwischen Bund, Ländern und Kommunen abgestimmte Bildungsstrategie – von der Kita, über Schule und Ausbildung bis zur Hochschule und Weiterbildung.
Teamassistenz | Walter-Raymond-Stiftung / Institut für Sozial- und Wirtschaftspolitische Ausbildung Team Assistant | Walter Raymond Foundation / Institute of Societal and Social Policy Training