Mehr Zukunft braucht mehr Arbeitsjahre


BDA AGENDA 16/2025 | THEMA DER WOCHE | 04. August 2025

Wirtschaftsministerin Reiches Forderung nach einer Steigerung der Lebensarbeitszeit hat für viel Kritik gesorgt. Doch ist diese Aufregung gerechtfertigt? Die Demografie zeigt: Längeres Arbeiten ist unumgänglich, wenn wir unsere sozialen Sicherungssysteme stabil halten wollen.

Prinzipiell sind es gute Nachrichten für Deutschland: Die Lebenserwartung steigt an, Rentnerinnen und Rentner können ihren Ruhestand immer länger genießen. Lag die durchschnittliche Rentenbezugsdauer in den 1960er-Jahren noch bei ca. 10 Jahren, ist sie inzwischen auf das Doppelte angewachsen. Laut der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird sich die fernere Lebenserwartung 65-Jähriger bis 2070 um weitere vier Jahre erhöhen.

Doch diese Entwicklung bringt auch Herausforderungen mit sich, gerade für das umlagefinanzierte Rentensystem. Die Politik hat das in den 2000er-Jahren erkannt und die schrittweise Erhöhung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre bis 2031 beschlossen. Diese Weitsichtigkeit muss sie auch jetzt beweisen, denn Deutschland steht vor der größten Alterung seiner Geschichte. Der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre, auf die ein abrupter Geburtenrückgang folgte, steht unmittelbar bevor.  Laut Statistischem Bundesamt kamen im Jahr 2021 auf eine Person im Rentenalter ca. 1,6 Personen im Erwerbsalter. Im Jahr 2038 werden es noch knapp 1,3 sein.

Das zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Die Diskussion um eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze muss rechtzeitig vor 2031 geführt werden. Zudem muss die abschlagsfreie Rente für besonders langjährig Versicherte (sog. „Rente ab 63“) abgeschafft werden. Entgegen gängiger Argumente lockt diese Rentenart gerade diejenigen in die Frühverrentung, die ihren Gesundheitszustand als besonders gut einschätzen und die besonders häufig in der Lage sind, weiter zu arbeiten.

Auch Kritiker dieser Forderungen erkennen vielfach, dass wir mehr und länger arbeiten müssen. Doch vor unbequemen Änderungen an der Regelaltersgrenze und der Abschaffung der abschlagsfreien Frühverrentung schreckt die Politik aus nachvollziehbaren Gründen zurück. Positive finanzielle Anreize zur Weiterarbeit im Alter wie die sog. Aktivrente sollen es stattdessen richten. Doch es ist widersinnig, gleichzeitig das frühzeitige Ausscheiden aus dem Arbeitsleben mit einer abschlagsfreien Frührente und das Weiterarbeiten im Alter mit steuerlichen Anreizen zu fördern. So drückt die Politik gleichzeitig auf Gas und Bremse bei der Beschäftigung Älterer, mit hohen Kosten für Beitrags- und Steuerzahler und unsicheren Beschäftigungseffekten.

Stattdessen brauchen wir wirklich wirksame Reformen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Alle Rentnerinnen und Rentner sollen ihren wohlverdienten Ruhestand genießen können. Die glücklicherweise steigende Lebenserwartung können wir aber nicht ausschließlich in eine längere Rentenbezugsdauer übersetzen, wenn wir die Rentenversicherung stabil halten wollen.

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