Standort stärken – Zukunft sichern

BDA AGENDA 18/25 | KOMMENTAR DER WOCHE | 04. September 2025
Von Mathias Schöttke, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC)
Deutschland steht vor tiefgreifenden Veränderungen – wirtschaftlich, gesellschaftlich, technologisch. Der Standort ist unter Druck, viele Unternehmen kämpfen mit hohen Kosten, sinkender Nachfrage und wachsender Unsicherheit. Als Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) haben wir mit der BAVC-AGENDA 2035 einen klaren Kompass entwickelt, um diesen Wandel aktiv zu gestalten. Denn jetzt ist der Moment, um Zukunft zu gestalten – mit Mut, mit Weitblick und mit Verantwortung.
Wettbewerbsfähigkeit stärken
Im Zentrum unserer Agenda steht die Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche. Sie ist die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg, gute Arbeitsplätze und sozialen Ausgleich. Allerdings setzen hohe Standortkosten, wachsende Bürokratie und ein zunehmender Fachkräftemangel die Industrie unter Druck. Die Bundesregierung hat mit dem Investitionsprogramm erste wichtige Weichen gestellt – etwa durch steuerliche Entlastungen, die Investitionen erleichtern und Innovation fördern. Was jetzt noch fehlt, ist ein vergleichbarer Aufbruch in der Sozialpolitik. Die Sozialversicherungsbeiträge müssen wieder unter 40 Prozent sinken – nicht nur, um Arbeitskosten zu senken, sondern auch, um Beschäftigte zu entlasten, Anreize für Leistung zu setzen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts langfristig zu sichern. Hier brauchen wir Transparenz über den Umfang der Herausforderungen und Mut zu wirklichen Veränderungen.
Transformation gestalten
Im Rahmen des Agenda-Prozesses haben wir konkrete Prioritäten gesetzt, um diesen Wandel zu gestalten. Wir wollen Tarifpolitik als Standortvorteil stärken, die Sozialpolitik sowie die Branche zukunftsfest gestalten und die Fachkräftesicherung vorantreiben. Gleichzeitig investieren wir in Future Skills, um Beschäftigte fit für neue Anforderungen zu machen, und setzen auf die Chancen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.
Gerade in Zeiten des Wandels zeigt sich der Wert unserer gelebten Sozialpartnerschaft. Tarifbindung, Mitbestimmung und ein konstruktiver Dialog zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften sind ein Erfolgsmodell und Stabilitätsanker in unserer Industrie, keine Selbstverständlichkeit. Umso wichtiger ist es, dass die Politik den Weg ebnet, indem sie gesetzliche Rahmenbedingungen mit Öffnungsklauseln für tarifgebundene Unternehmen schafft. Die Sozialpartner können diese Flexibilisierungsmöglichkeiten verantwortungsbewusst und zum Vorteil der Unternehmen sowie Beschäftigten gemeinsam nutzen. So wird Tarifbindung gestärkt.
Der Blick nach vorn
Die kommenden Jahre werden herausfordernd. Aber wir sind überzeugt: Wenn Politik, Unternehmen und Sozialpartner an einem Strang ziehen, können wir den Standort Deutschland fit und zukunftsfähig machen. Dafür braucht es eine Politik mit Fokus auf Wirtschaft, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit – und den Willen, entschlossen zu handeln. Ganz im Sinne unseres Leitmotivs der BAVC-AGENDA 2035: Gemeinsam. Stark. Erfolgreich.