Sarna Röser, Bundesvorsitzende DIE JUNGEN UNTERNEHMER: Gründertum – Die Lebensversicherung für die deutsche Wirtschaft!
BDA AGENDA 16/22 | KOMMENTAR DER WOCHE | 18. August 2022
Nur jeder Dritte 18-30-Jährige glaubt, dass er einmal selbst ein eigenes Unternehmen gründen wird.* Und jeder zweite Student möchte Beamter werden.** Realitäten am Wirtschaftsstandort Deutschland.
Die Zahl der Gründungen ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. Doch woran liegt das? Warum entscheiden sich immer weniger junge Menschen dafür, ein Unternehmen zu gründen oder gar als Nachfolger ein Familienunternehmen fortzuführen? Fest steht, wir haben es mit vielen Hürden zu tun. Schauen wir uns mal das Beispiel Unternehmensgründung an: In Deutschland hat man im Durchschnitt neun Amtsgänge hinter sich zu bringen. Wir müssen dahin kommen, wo Länder wie Estland bereits sind: Dort dauert es nur zwanzig Minuten eine Firma zu gründen. Die Gründung erfolgt dort rein digital, genau wie die Eintragung in das Handelsregister, die Eröffnung eines Bankkontos und die Meldung bei allen anderen Behörden – alles also ohne das Haus verlassen zu müssen.*** Das Marktumfeld für neue Produkte und Dienstleistungen ist in Deutschland attraktiver geworden. Aber: Zentrale Hürden sind noch immer bürokratische Hemmnisse. Ich denke da insbesondere an die langen Planungs- und Genehmigungsverfahren und die langsame Digitalisierung. Wissings Eckepunktepapier verspricht hier Besserung.**** Nun warte ich darauf, dass Worten Taten folgen. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass auch das negative Unternehmerbild einen Einfluss auf den Unternehmergeist in Deutschland hat. Statt den Unternehmer als den „Bösen“ darzustellen, würde ich mir wünschen, dass die enorme Leistungsbereitschaft, die innovativen Ideen und der Mut ins Risiko zu gehen gesellschaftliche Anerkennung finden. Wir müssen Unternehmertum in Deutschland mehr feiern! Den Mut und die Risikobereitschaft belohnen.
Konkret schlage ich vor, dass ein Verständnis für die Soziale Marktwirtschaft und Unternehmertum schon früh in der Schule vermittelt wird. Denn nur mit dem entsprechenden Wissen kann jeder die Chance bekommen, zum Gründer, zur Gründerin zu werden. Wir brauchen ein Mind-Set hin zu mehr Eigeninitiative und Gründergeist. Das zu vermitteln, fängt im Klassenzimmer an. Außerdem brauchen wir einen Turbo bei der Digitalisierung. Das heißt: Digitale Gründungen per Mausklick, eine digitale Verwaltung und einen vernünftigen Breitbandausbau. Bürokratie-Monster gehören abgeschafft. Eine Lösung ist ein Unternehmenskonto als „Single-Point-Of-Contact“ für alle Behörden- und Verwaltungsvorgänge. Wer ein Unternehmen in Deutschland gründen will, soll nicht erst die obligatorischen neun Amtswege vom Gewerbeamt über die Berufsgenossenschaft bis zur Handelsregistereintragung erledigen müssen, sondern schnell und unkompliziert starten können. Mit der Start-Up-Strategie hat Habeck bereits einen guten Anfang gemacht, dieser muss jetzt schnell konkretisiert und umgesetzt werden.
Fest steht, Deutschland kann seinen Wohlstand nur sichern, wenn Menschen auch zukünftig bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen und wirtschaftliche Risiken einzugehen! Mein Appell: „Die Zeit zum Gründen ist immer jetzt!“. Es ist mutig, ins Risiko zu gehen und mit aller Kraft etwas Neues aufzubauen. Es ist mutig, ins kalte Wasser zu springen. Dafür muss die Politik aber die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und Anreize setzen. Unsere Wirtschaft braucht Impulse, gerade von Start-Ups. Die Regierung muss erkennen, dass neue Firmen die Innovationskraft steigern, neue Arbeitsplätze schaffen und zusätzliche Steuereinnahmen zum Sprudeln bringen.
Eins ist klar: Deutschland sollte nicht zu einem Land werden, in dem junge Menschen die Sicherheit einer Verbeamtung und die Hängematte einer Pensionsversorgung, der Gründung eines Start-Ups vorziehen. Wir brauchen Unternehmer, Macherinnen und Macher mit Zukunftsvision.
Lassen Sie uns gemeinsam den Weg dafür frei machen! Für einen neuen Gründergeist in Deutschland. #jungundmutig
Ihre Sarna Röser
* internationalen Umfrage im Auftrag des globalen Talent Investors Entrepreneur First (EF) (https://www.starting-up.de/news/wettbewerbe-initiativen-studien/fressnapf-innovation-award-2022.html )
*** https://www.tagesschau.de/ausland/estland-digitalisierung-101.html