Sprachförderung intensivieren, MINT-Förderung aufnehmen, KiTa-Qualität ausbauen
Stellungnahme zum Artikel 3-6 des Gesetzentwurfs der Bundesregierung zur periodengerechten Veranschlagung von Zinsausgaben im Rahmen der staatlichen Kreditaufnahme und eines Dritten Gesetzes zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung (Bundestagsdrucksache 20/12771)
19. September 2024
Zusammenfassung
Der Entwurf des KiTa-Qualitätsgesetzes geht grundsätzlich in die richtige Richtung. Denn die Maßnahmen konzentrieren sich nun intensiver auf den Bereich der Qualitätsverbesserung. Zudem ist der Einsatz der Bundesgelder für eine pauschale Beitragsfreiheit mit dem neuen Gesetz zukünftig ausgeschlossen. Damit profitieren die Kinder direkt von einer besseren Qualität.
Der Bund hat eine gesellschaftliche und finanzielle Mitverantwortung für den quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung in Deutschland. Eine flächendeckende und hochwertige Infrastruktur im Kita-Bereich ist Basis für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die frühkindliche Bildung ist die erste Stufe des Bildungssystems. Startchancen müssen schon weit vor dem Schuleintritt gesichert werden: Kinder brauchen die frühe Förderung in der Kita. Insbesondere eine gezielte Sprachförderung ist elementar für mehr Bildungsgerechtigkeit. Auch frühe MINT-Bildung ist wegweisend für die Kinder und sollte noch in das KiTa-Qualitätsgesetz aufgenommen werden. Die mangelnde Teilhabe ist nach wie vor ein Thema: Kinder mit Migrationshintergrund besuchen seltener eine Kita. Hürde ist weniger die Sprache als vielmehr der schwierige Zugang zum knappen Angebot. Diese Hürde besteht ebenfalls im Blick auf die soziale Herkunft.
Eine pauschale Abschaffung der Elternbeiträge unabhängig vom Einkommen ist nicht sinnvoll. Vielmehr ist eine Staffelung der Beiträge bis zur Beitragsfreiheit je nach ökonomischer Situation der Eltern geboten. Investitionen in Qualität haben Vorrang gegenüber einer generellen Gebührenfreiheit. Damit die Qualitätsoffensive gelingt, müssen die Maßnahmen aus der Bund-Länder-AG „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag“ zügig umgesetzt werden.
Im Einzelnen
Der Bund sollte seine gesellschaftliche und finanzielle Mitverantwortung dauerhaft wahrnehmen, auch über 2026 hinaus. Nur so können die Startchancen von Kindern nachhaltig verbessert und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht werden. Zurzeit haben viele Eltern wegen mangelnder Kinderbetreuung nicht die Möglichkeit, mehr zu arbeiten. 67% aller Mütter arbeiten in Teilzeit. Den Unternehmen fehlen dadurch Fachkräfte.
Insbesondere die Sprachbildung ist zuletzt in den Fokus gerückt. Die frühe Sprachförderung ist zu intensivieren. Dazu gehören eine flächendeckende valide Diagnostik des Sprachstands bei allen Kindern und darauffolgend verbindliche, qualitätsgesicherte und zielgenaue Fördermaßnahmen. Zuletzt hat der Nationale Bildungsbericht 2024 die Herausforderungen der frühen Bildung deutlich gemacht: Nur sieben Bundesländer erheben den Sprachstand bei allen Kindern, weitere sieben nur bei bestimmten Gruppen. Kinder aus sozial benachteiligten Familien können nachweislich ihren Wortschatz durch den Kitabesuch verbessern. Ein Viertel der Vorschul-Kinder wächst zudem mit einer nichtdeutschen Familiensprache auf.
Die MINT-Bildung sollte ebenfalls in das KiTa-Qualitätsgesetz aufgenommen werden. Sie knüpft an die natürliche Neugier der Kinder an und greift ihre vielen Fragen zu Natur- und Technikphänomenen auf. Dabei gilt es auch, bei Jungen wie bei Mädchen früh entstehenden Geschlechterstereotypen im MINT-Bereich zeitig entgegenzuwirken. Dies wirkt sich bis zur späteren Berufswahl und ihren Einkommenschancen aus.
Eine bedarfsgerecht ausgestaltete Kindertagesbetreuung fußt auf einer datenbasierten, zeitigen und stetigen Bedarfsplanung. Besonders bedarfsgerechte Öffnungszeiten sind für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unverzichtbar.
Um Personal zu gewinnen und zu halten, sind die Empfehlungen der Bund-Länder-AG „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag“ zügig aufzugreifen. Dazu zählen z. B. der Ausbau der Aus- und Weiterbildungskapazitäten, Schulgeldfreiheit, Nutzen von Umschulungen, einfachere Anerkennungsverfahren ausländischer Qualifikationen usw. Der quantitative und qualitative Ausbau der Kindertagesbetreuung gelingt nur, wenn ausreichend Personal zur Verfügung steht. Bis 2030 könnte die Personallücke in Westdeutschland auf 50.000 bis 90.000 Fachkräfte anwachsen.
Die Stärkung der Kita-Leitungen im KiTa-Qualitätsgesetz ist ein wichtiger Bestandteil der Qualitätsverbesserung frühkindlicher Bildung. Es ist aber auch die Prozessqualität neu in den Blick zu nehmen - die eigentliche pädagogische Arbeit der Fachkraft mit dem Kind. Es braucht flächendeckend in allen Bundesländern ein regelmäßiges Monitoring der Prozessqualität in Kitas, um die pädagogische Arbeit gezielter und systematischer als bisher unterstützen zu können.
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