Der mit der Corona-Krise verbundene konjunkturelle Einbruch macht sich auch im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bemerkbar. Die MINT-Lücke verkleinerte sich im Oktober gegenüber dem langjährigen Mittel um 54 Prozent auf 108.700. Die Nachfrage und der Bedarf an MINT-Kräften werden jedoch in den nächsten Jahren strukturell bedingt weiter stark zunehmen. Das geht aus dem aktuellen MINT-Report hervor, der zwei Mal jährlich vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln erstellt wird.
Besonders stark ist im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt die Lücke in den Maschinen- und Fahrzeugbauberufen mit minus 89 Prozent und in den Metallberufen mit minus 95 Prozent gesunken. In den Elektro- und Energieberufen, den Bau-Berufen und den IT-Berufen bleiben die Lücken aber auf einem hohen Niveau. Hier bleibt die Nachfrage trotz Corona-Krise fast ungebremst, wie aus dem MINT-Report hervorgeht.
Auch die aktuelle Situation verschärft die Lage noch einmal: Die Corona-Krise hat das Tempo der Veränderung deutlich gesteigert und den Bedarf erhöht, besonders im Kontext der Digitalisierung von Schulen. Vor allem die Schulschließungen haben dazu geführt, dass erhebliche Lernlücken gerade im Hinblick auf die erforderlichen MINT-Kompetenzen entstanden sind. Dies dürfte die Gewinnung von zukünftigen Fachkräften noch zusätzlich erschweren.
„Die Corona-Krise hat zu einem starken konjunkturellen Einbruch geführt, der die MINT-Lücke im Vergleich zum langjährigen Monatsdurchschnitt von einem Rückgang um 3 Prozent im März 2020 auf minus 52 Prozent im Juli einbrechen ließ. Seit Juli hat sich die Lücke bei minus 54 Prozent stabilisiert. In den produktionsnahen Facharbeiterberufen ist die Lücke um 70 Prozent gesunken, in den forschungsnahen MINT-Expertenberufen um 30 Prozent. Langfristig wird der Bedarf aufgrund der Demografie, der Digitalisierung und der Dekarbonisierung steigen. Das Angebot hingegen droht ohne Gegenmaßnahmen durch die negativen Effekte der Schulschließungen auf die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler langfristig zu sinken.“
„Die Unternehmen der M+E-Industrie stehen vor dem Spagat, den tiefen konjunkturellen Einbruch der Coronakrise zu überstehen und zugleich in die Zukunft zu investieren. Die M+E-Industrie investiert pro Jahr rund 105 Milliarden Euro in Innovationen – das sind 61 Prozent der deutschen Innovationsaufwendungen. Rund 37 Prozent der MINT-Beschäftigten sind in der M+E-Industrie beschäftigt. Daher sind Berufsausbildung und die Sicherung des MINT-Nachwuchses für die Industrie besonders wichtig, um über Innovationen die Weichen für die Digitalisierung und die Dekarbonisierung und damit für nachhaltiges Wachstum zu stellen.“
„MINT-Kompetenzen bieten hervorragende Chancen für Bildungsaufsteiger/-innen. Erste internationale Erkenntnisse zu den Effekten der Schulschließungen auf die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zeigen jedoch, dass die Schließungen zu hohen Einbrüchen bei den MINT-Kompetenzen geführt haben. In Deutschland dürfte die Lage noch schlechter sein, da die Voraussetzungen für digitalen Fernunterricht noch einmal deutlich schlechter als in anderen Ländern waren. Für eine ganze Schülergeneration drohen daher die mühsamen Fortschritte in den MINT-Kompetenzen seit dem PISA-Schock verloren zu gehen. Wir brauchen in der aktuell schwierigen Situation an den Schulen dringend einen digitalen Aufbruch mit zusätzlich 20.000 IT-Fachkräften, flächendeckendem WLAN und Fortbildung für Lehrkräfte. Auch intelligente Lernsoftware muss verfügbar sein, damit für Wechselunterricht und Volldigitalunterricht im Fall temporärer Schließungen auf hochwertigen digitalen Fernunterricht umgestiegen werden kann.“
Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbands der Deutschen Industrie, des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall und der Nationalen Initiative MINT Zukunft
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