Homeoffice – ein Gewinn für alle!


BDA AGENDA 17/21 | KOMMENTAR DER WOCHE

Dr. Matthias Bartke, Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD) und Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales

 

Berlin, 05. August 2021.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Die Corona-Pandemie hat mobile Arbeit zum Alltag werden lassen. Viele Betriebe haben im März 2020 ihre Mitarbeiter zum ersten Mal ins Homeoffice geschickt, innerhalb kürzester Zeit Arbeitsprozesse umstrukturiert und technische Ausstattung organisiert.

Für die Eindämmung der Pandemie war es unerlässlich, die Kontakte in den Betrieben zu  minimieren. Die Unternehmen haben mit der Einhaltung der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung maßgeblich dazu beigetragen. Testangebote wurden organisiert und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wurde das Homeoffice angeboten, wenn keine betrieblichen Gründe dagegen sprachen.

Mit der fortschreitenden Impfkampagne nähern wir uns einem Zustand, der die Rückkehr ins Büro wieder vermehrt erlaubt. Was wird uns aus den Erfahrungen der letzten Monate bleiben?

Nach einer Expertise im Auftrag des Arbeitsministeriums wünschen sich die Beschäftigten einen im Vergleich zum Vorkrisenzeitpunkt größeren Anteil an Arbeit von zu Hause. Die wenigsten wollen jedoch eine vollständige Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice.

Auch die Unternehmen zeigen sich offen. So gab die Mehrheit der befragten Unternehmen bei einer Umfrage der Arbeitgeber-Vereinigung Südwestmetall an, ihren Beschäftigten zwei bis drei Tage im Homeoffice ermöglichen zu wollen.

Ich bin davon überzeugt: Moderne Regeln für mobile Arbeit sind ein Standortvorteil.

Es ist bedauerlich, dass es uns in dieser Wahlperiode nicht gelungen ist, den von Hubertus Heil vorgelegten Entwurf des Mobile-Arbeit-Gesetzes im Bundestag zu beschließen. Damit haben wir die Chance vertan, einen modernen Ordnungsrahmen für diese Art der Arbeit zu schaffen.

Wir wollen sicherstellen, dass die Tarifvertrags- und Betriebspartner weiterhin eigene, passgenaue Regelungen treffen können. Natürlich gibt es Grenzen der mobilen Arbeit. Wer im Stahlwerk arbeitet oder Brötchen backt, kann das natürlich nicht von zuhause machen. Aber dort, wo es möglich ist, sollten die Beschäftigten auch das Recht auf eine bestimmte Anzahl an Tagen haben, die sie mobil arbeiten dürfen.

Andererseits darf man die Augen auch nicht vor den Schwierigkeiten verschließen, die Unternehmen bei der Einführung von mobiler Arbeit haben können. Die Entgrenzung der Arbeit kann zu Stress, Gesundheitsschäden und damit zu Arbeitsausfällen bei den Beschäftigten führen.

Teams müssen weiter funktionieren. Auch darf die positive Wirkung von kollegialen Kontakten nicht unterschätzt werden. In mobilen oder hybriden Strukturen ist dies schwieriger und erfordert einiges an organisatorischen Vorkehrungen.

Dennoch bin ich mir sicher, dass die Vorteile des Homeoffice unterm Strich bei weitem überwiegen. Wenn Beschäftigte alle zwei Wochen einen Homeoffice-Tag einlegen können, so wird dies ihre Arbeitszufriedenheit erhöhen und das Betriebsklima verbessern. Und in der Pandemie haben wir gesehen, dass es funktioniert.