Der Wandel der Arbeitswelt – Herausforderungen für die betriebliche Gestaltung


BDA AGENDA 04/24 | KOMMENTAR DER WOCHE | 22. Februar 2024

Isabel Rothe, Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Die digitale und ökologische Transformation stellt aktuell sehr hohe Anforderungen an die Wirtschaft. So gilt es, in den Betrieben neue Technologien und Arbeitssysteme gezielt einzuführen und Geschäftsprozesse maßgeschneidert weiter zu entwickeln. Vielfach sind umfangreiche neue Kompetenzen – auf allen betrieblichen Ebenen – aufzubauen.

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wie auch des Fachkräftemangels gewinnt gleichzeitig die Investition in die Beschäftigungsfähigkeit der Belegschaften, wie auch das Recruiting neuer Mitarbeitenden an Bedeutung.

Dabei bieten moderne Arbeitssysteme viel Potential: So können beispielsweise KI-Systeme nicht nur die Effizienz der Geschäftsprozesse erhöhen und somit Rationalisierungseffekte erzielen. Sie können auch zu einer guten Arbeitsgestaltung beitragen, z. B. indem Arbeitstätigkeiten durch physische und kognitive Assistenzsysteme unterstützt werden. Hybride Arbeitsformen in den Betrieben können durch Angebote der zeitweisen ortsflexiblen Arbeit das Beschäftigtenpotential erhöhen und gleichzeitig durch gezielte Präsenzregeln und Gestaltungsmaßnahmen den direkten Austausch im Betrieb fördern.

All diese Transformationen erfordern aktuell umfangreiche Innovationen in den Betrieben vor Ort, in vielen verschiedenen Branchen, in großen wie kleinen Betrieben. Hierzu braucht es eine zukunftsorientierte Technologeientwicklung, zu der die Herstellerbetriebe in Deutschland wesentlich beitragen. Es braucht anwendungsorientiertes Gestaltungswissen aus betriebsnaher Forschung und einen guten Wissenstransfer, um Betriebe bei der Einführung neuer Technologien zu unterstützen. Und nicht zuletzt muss die Wirtschaft über ausreichende Planungssicherheit verfügen, durch möglichst klare Rahmenbedingungen für Produkt- und Systeminnovation und betriebliche Gestaltungsprozesse. Dies betrifft arbeitspolitische Rahmenbedingungen genauso wie regulative Prozesse auf europäischer und nationaler Ebene, wie beispielsweise bei der Umsetzung der neuen europäischen Maschinenverordnung, des horizontalen Rechtsakts zu KI oder der Einführung klimafreundlicher Technologien.

Die betriebliche Sozialpartnerschaft hat sich für die Bewältigung umfassender Transformationsprozesse immer wieder bewährt. Mit guten betrieblichen Prozessen und sozialpartnerschaftlichem Handeln kann der massive Wandel der Arbeit in den Betrieben vor Ort konstruktiv gestaltet werden. Dies gibt den Betrieben wirtschaftliche Perspektiven – auch bei teilweise disruptiven Veränderungen. Und für die Beschäftigten ist der Betrieb, der die Transformation aktiv gestaltet, ein Ort, der ihnen auch in unsicheren Zeiten Orientierung, Zusammenhalt und Perspektiven ermöglicht.