Froh und mutig die Segel setzen

BDA AGENDA 09/25 | KOMMENTAR DER WOCHE | 5. Mai 2025

Dr. Dirk Jandura, Präsident Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA)

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: „Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen!“, und ich lächelte und war froh, und es kam schlimmer…“

Dieser etwas fatalistische Aphorismus wird dieser Tage durch den morgendlichen Blick in die Zeitung bestätigt: Ja, es kann noch schlimmer kommen, noch schräger, noch weniger nachvollziehbar, noch weniger differenziert, noch unterkomplexer. Binnen weniger Stunden hat ein von den USA begonnener Handelskrieg die transatlantische Ordnung, wie wir sie kannten, hinweggefegt. Mit verheerenden Folgen für die weltweiten Börsen, die Folgen für die Weltwirtschaft werden dementsprechend ausfallen. Und ein Ende aufgrund rationaler Argumente und Verhandlungen scheint derzeit nicht möglich.

Die jüngsten Entwicklungen in der US-Handelspolitik unter Präsident Donald Trump zeigen uns, was passiert, wenn fehlgeleitete populistische Politiker wirtschaftspolitische Entscheidungen treffen. Trumps Einführung umfassender Zölle hat zu erheblichen Turbulenzen auf den globalen Märkten geführt. Experten kritisieren diese Maßnahmen als ökonomisch unsinnig und warnen vor den langfristigen Folgen für die Weltwirtschaft. Doch gute Ratschläge perlen scheinbar an ihm ab. Die protektionistische Ausrichtung der US-Regierung belastet die internationalen Handelsbeziehungen und erschüttert das Vertrauen in die Stabilität der USA und der gesamten globalen Wirtschaft.

Europa ist uns nun Chance und Verpflichtung zugleich. Nur gemeinsam mit allen Mitgliedern können wir gegenüber anderen großen Handelsmächten bestehen. Wir brauchen Einigkeit, um Geschlossenheit zu demonstrieren. Deutschland aber muss nun Führung zeigen. Noch zählt unser guter Name weltweit, noch können wir mitbestimmen, welche Rolle die EU künftig einnehmen wird. Das IWF prognostiziert, dass die EU im Jahr 2025 zum zweitgrößten Wirtschaftsraum der Welt anwachsen wird, gemessen am BIP.  Wir können auf Augenhöhe mit bisherigen und zukünftigen Handelspartnern sprechen. Besonders wir Groß- und Außenhändler blicken hier interessiert nach Asien und in den globalen Süden. Neben Herausforderungen bietet sich auch immer Chancen. Wenn wir es richtig anstellen, können wir bestehende Partnerschaften ausbauen, die nationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und mit neuen Freihandelsabkommen die Wirtschaft unterstützen.

Der noch druckfrische Koalitionsvertrag bietet dazu die Chance – aber sie muss genutzt werden. Die Abschaffung des Lieferkettengesetzes, die Senkung der Energiekosten, die Erleichterungen für Unternehmen. Diese Vorhaben müssen jetzt kommen, sofort. Das Zeitfenster, unserer dahinsiechenden Wirtschaft wieder auf die Füße zu helfen, schwindet. Und Hypotheken, wie ein staatlich verordneter Mindestlohn sind nicht geeignet, Wachstum zu schaffen. Die neue Bundesregierung trägt, nicht nur aufgrund der weltweiten Ereignisse, eine große Verantwortung. Neben wirtschaftspolitischen Weichenstellungen brauchen wir eine Außenhandelsstrategie, vor allem neue Partnerschaften und Freihandelsabkommen. Wir müssen die Hand ausstrecken und neue Verbündete finden.

Als Unternehmer schaue ich stets positiv in die Zukunft. Daher mein Appell sowohl an Unternehmen als auch an die Politik: Erstarren wir nicht angesichts des Sturmes dort draußen, sondern setzen mutig die Segel und nutzen dieses Jahr, um endlich wieder auf Kurs zu kommen.