Beschäftigte und Arbeitgeber sitzen in einem Boot


BDA AGENDA 09/21 | Thema der Woche

Arbeit schafft gesellschaftliche Anerkennung und Teilhabe, eröffnet Aufstiegschancen, bedeutet persönliche Erfüllung und Weiterentwicklung. Sie stärkt den Zusammenhalt und ist ein Motor für Integration und Vielfalt. 

Unternehmen und Beschäftigte haben die aktuelle Krise bisher gemeinsam gut gemeistert – trotz der besonderen Herausforderungen. Wie sehr Arbeitgeber und Beschäftigte in einem Boot sitzen, zeigt sich auch daran, dass trotz der anspruchsvollen Rahmenbedingungen die Arbeitszufriedenheit und Leistungsbereitschaft weiterhin sehr hoch ist.

Die deutliche Mehrheit der Beschäftigten ist mit dem Krisenmanagement ihres Betriebes zufrieden. Bisher hält die Kurzarbeitsbrücke, mit der in nie dagewesenem Umfang und mit Milliardensummen aus der Arbeitslosenversicherung, die Beschäftigte und Arbeitgeber finanzieren, Beschäftigung gesichert werden konnte. 

Doch wo in der Politik werden die richtigen Weichen für eine Post-Corona-Strategie am Arbeitsmarkt gestellt? Wir müssen alles dafür tun die Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, so schnell es geht wieder in Arbeit zu bringen. Viele Jobs werden wieder entstehen und neue dazukommen. Menschen, die bisher im Minijob gearbeitet haben, werden möglicherweise in Teilzeit wieder einsteigen. Gleichzeitig dürfen wir die Menschen nicht vergessen, die es schon vor der Krise schwer am Arbeitsmarkt hatten. Das notwendige Handwerkszeug dafür existiert. Was wir nicht tun dürfen, ist den (Wieder-)Einstieg in Arbeit erschweren. Daher ist das vom Bundeskabinett beschlossene Belastungsmoratorium unverzichtbar. Wir dürfen gerade jetzt z. B. bei Befristungen nicht weiter regulieren. Ein arbeitsmarktpolitischer Fehler wäre es aus der Corona-Krise die Schlussfolgerung zu ziehen, dass das Arbeitslosengeld länger gezahlt werden sollte. Auch wenn dies zunächst gut klingen mag: Damit würde Arbeitslosigkeit eher verlängert. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was jetzt sinnvoll wäre. Wir dürfen auch nicht den Fehler machen den aktivierenden Sozialstaat wieder zu einem alimentierenden Sozialstaat zurück zu bauen. Genau in diese Richtung gehen jedoch viele Überlegungen in den Wahlprogrammen von SPD, Grünen und Linken – z.B. wenn der Übergang zu einem bedingungslosen Grundeinkommen und deutlich höhere „Hartz-IV“-Regelsätze gefordert werden.

Die sozialrechtlichen Sonderregelungen z. B. zur Kurzarbeit und in der Grundsicherung für Arbeitsuchende müssen begrenzt bleiben und wieder auslaufen, wenn die Pandemie wieder vorbei ist. Sonst überfordern wir unseren Sozialstaat massiv. Die Politik hat Erwartungen an den Sozialstaat geweckt, die dauerhaft nicht finanzierbar sind. Gerade die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig solide Finanzen sind, um im Krisenfall schnell handlungsfähig zu sein.

Die Gestaltung der ökologischen und digitalen Transformation bleibt als Herausforderung auch nach Corona bestehen. In den nächsten Jahren werden wir erleben, wie die Generation der „Babyboomer“ in den Ruhestand geht. Die Bewältigung gelingt nur gemeinsam. Die Sozialpartner haben es immer wieder geschafft, die Arbeitsbedingungen weiter zu entwickeln und krisenfest zu machen. Dies kann auch diesmal gelingen. Dafür müssen wir auf uns selbst vertrauen und nicht als erstes um Unterstützung durch den Staat werben. Die Chancen und Veränderungen, die während der Corona-Pandemie entstanden sind, sollten wir nutzen und die Zukunft der Arbeit aktiv gestalten. Wirtschaft und Arbeitswelt werden immer heterogener. Pauschale Antworten und one-size-fits-all Regelungen funktionieren nicht mehr. Branchen- und betriebsnahe Lösungen, die wirklich funktionieren können am besten die Sozialpartner vereinbaren. Sie sollte die Politik stärken.