Fach- und Arbeitskräftemangel trotz steigender Arbeitslosigkeit: Kein Widerspruch!


BDA AGENDA 20/2024 | THEMA DER WOCHE | 10. Oktober 2024

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist zunehmend zweigeteilt: Immer mehr Menschen sind arbeitslos und trotzdem haben Unternehmen über eine Million offene Stellen zu besetzen. Warum diese paradoxe Situation kein Widerspruch ist und wie wir damit umgehen sollten, haben wir in einem BDA-Argumentationspapier zusammengefasst.

In Deutschland erleben wir derzeit eine paradoxe Situation: Einerseits stagniert die deutsche Wirtschaft und die Arbeitslosigkeit steigt, andererseits gibt es fast 1,34 Mio. offene Stellen. Viele Arbeitgeber suchen weiterhin händeringend nach Arbeits- und Fachkräften. Warum finden Arbeitgeber und Beschäftigte nicht schneller zusammen?

Das liegt grundlegend am Strukturwandel der deutschen Wirtschaft. Digitalisierung und Dekarbonisierung verändern Aufgaben und Tätigkeiten. Nicht alle, die ihren Job verlieren, finden sofort einen neuen, gerade wenn die Qualifikationen und die Anforderungen der offenen Stelle nicht zusammenpassen. Es gilt aber auch: Der Sozialstaat setzt zu wenig Anreize sich aus der Arbeitslosigkeit herauszuarbeiten.

Politisch stellen sich damit viele Fragen: Wie bringen wir Arbeitslose und Arbeitgeber trotz neuer Anforderungen zusammen? Was heißt das für die Arbeitsmarkpolitik? Und wie stellen wir sicher, dass die Arbeits- und Fachkräftesicherung ganz oben auf der politischen Agenda bleibt?

Fünf Denkanstöße für einen neuen Blick auf den Arbeitsmarkt:

  1. Der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren volle Fahrt aufnehmen, denn der Renteneintritt der Babyboomer steht schon drohend am Horizont. Bis 2030 werden knapp 5 Mio. mehr Menschen in Rente gehen als neu in den Arbeitsmarkt eintreten. Die aktuelle wirtschaftliche Schwäche darf nicht dazu führen, dass wir verpassen, heute die richtigen Weichen zu stellen.
  2. Chancen am Arbeitsmarkt gibt es auf jedem Tätigkeitsniveau. Auch ohne Berufsabschluss gibt es viele Stellenangebote. Die aktuelle Schwäche auf dem Arbeitsmarkt darf nicht dazu führen, mit Nachdruck in Arbeit und Ausbildung zu vermitteln.
  3. Lebenslanges Lernen muss ganz oben auf der Prioritätenliste von Unternehmen und Beschäftigten stehen. Dann können wir den Strukturwandel aktiv gestalten.
  4. Anpassungsdruck und Wandel erfordern Veränderungsbereitschaft. Wenn wir das verinnerlichen, entstehen neue Beschäftigungschancen.
  5. Mehr Bock auf Arbeit ist wichtiger denn je. Dazu brauchen wir attraktive Rahmenbedingungen und Anreize, damit (Mehr-)Arbeit sich lohnt.

Das ausführliche Argumentationspapier finden Sie hier.