Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit erfordert dringend mutige Reformen


BDA AGENDA 21/21 | Thema der Woche | 16. September 2021

Der aktuelle Aufschwung bietet eine gute Grundlage für die Weichenstellung hin zu mehr Flexibilität, Innovation und Produktivität – damit die deutsche Wirtschaft sich international behaupten kann.

Die Bundestagswahl steht vor der Tür und die deutsche Wirtschaft befindet sich nach dem Corona-Krisenjahr 2020 wieder im Aufholmodus. Das Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal 2021 um 1,5% gewachsen. Auch die aktuelle Geschäftslage wird von der Mehrheit der Unternehmen positiv bewertet. Das darf aber nicht über die Gefahr hinwegtäuschen, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gefährdet ist. Um die Wirtschaftsleistung im Aufschwung und die Wirtschaft international wettbewerbsfähig zu halten, gibt es zahlreiche Herausforderungen, die die kommende Bundesregierung beherzt angehen muss.

Herausforderungen für die Erholung der Wirtschaftsleistung

Die Erwartungen der Unternehmen an ihre Geschäftsentwicklung sind schlechter als noch in den vergangenen Monaten. Die Befürchtungen wachsen, dass durch schärfere Eindämmungsschritte aufgrund der Delta-Variante und nachlassender Impfdynamik die Wirtschaft im Herbstquartal erneut belastet wird.

Verschiedene Branchen sind höchst unterschiedlich betroffen: In den vergangenen Monaten profitieren Dienstleistungsbetriebe von Lockerungen der Corona-Maßnahmen, während das produzierende Gewerbe unter Materialknappheit leidet. Besonders die Automobilindustrie leidet weiterhin unter einem Mangel an Halbleitern, der zwangsläufig zu einer sinkenden Industrieproduktion führt.

Ein großes Risiko für die konjunkturelle Erholung und internationale Wettbewerbsfähigkeit sind die Lieferengpässe sowie dadurch entstehende Wartezeiten für Abnehmer und ein Anziehen der Inflation. Das IW Köln hat kürzlich die Preisentwicklung in den Betrieben abgefragt. Die stärksten Effekte für Preisveränderungen werden bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen, Vorleistungen und Energie gesehen. Die Nachfrage auf dem Weltmarkt ist bei der Erholung unserer Wirtschaftsleistung kein limitierender Faktor. Der Welthandel hat sich sehr viel schneller erholt als nach der Finanzkrise 2008/2009.

Start-ups fördern und Strukturwandel möglich machen

Um Deutschland auch in der Zukunft gut für den internationalen Wettbewerb aufzustellen, sollten Start-ups gefördert und Strukturwandel möglich gemacht werden. Für Start-ups und Unternehmensgründungen ist die Corona-Krise eine große Herausforderung. 2020 ist die Gründungstätigkeit im Vergleich zu 2019 um 11% auf 537.000 Existenzgründungen zurückgegangen. Voraussichtlich wird die Gründungstätigkeit im Jahr 2021 von aus 2020 verschobenen Gründungen profitieren. Dennoch muss das Gründungsumfeld in Deutschland verbessert werden, denn Start-ups sind die Arbeitgeber von morgen.

Zudem gilt es, das Risiko zu minimieren, dass Unternehmen, die sich nicht genügend an die veränderten Bedingungen am Markt anpassen, künstlich am Leben gehalten werden. Sogenannte „Zombieunternehmen“ schaden der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen sollten daher mit Bedacht eingesetzt und bei wirtschaftlicher Erholung zurückgefahren werden.