Berufliche Orientierung ist Kernaufgabe von Schule
Zum Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule gehört die Vorbereitung bzw. Hinführung der Schülerinnen und Schüler auf die eigenständige Teilhabe an der Berufs- und Arbeitswelt. Berufliche Orientierung ist ein Prozess, der früh einsetzen soll und sich weiter aufbaut bis zum Übergang in Ausbildung, Studium und Beruf. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Stärken und Interessen erfahren und sich gut informiert, klischeefrei und aktiv für ihren weiteren Weg in Bildungssystem und Berufswelt entscheiden.
Berufsorientierung am Gymnasium
Am Gymnasium muss die duale Ausbildung als zweite Option neben dem Studium in der Beruflichen Orientierung den Schülern und Schülerinnen vorgestellt werden. Viele Gymnasien informieren und interessieren ihre Schülerinnen und Schüler für eine Ausbildung, aber viele sehen ihre Aufgabe nach wie vor allein Richtung Studium. Aber längst nicht alle Schülerinnen und Schüler bleiben bis zum Abitur am Gymnasium. Selbst dann bietet das duale Studium eine - stark nachgefragte – Verbindung von Studium und Ausbildung. Fast ein Drittel der Auszubildenden hat die Hochschulreife in der Tasche. Die Studienorientierung am Gymnasium ist daher mit einer Berufsorientierung zu ergänzen, die die vielfältigen Perspektiven der beruflichen Bildung aufzeigt.
Kooperation im Netzwerk
Für einen gelingenden Übergang Schule – Beruf ist die Vernetzung der Schule mit Kooperationspartnern vor Ort unabdingbar. Die SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerke initiieren und gestalten die Zusammenarbeit von Schulen und Unternehmen vor Ort in fast 400 Arbeitskreisen. Schwerpunkte der Aktivitäten sind allen voran die Berufliche Orientierung, aber auch ökonomische Bildung und MINT-Förderung. Instrumente sind Betriebserkundungen und Betriebspraktika für Schülerinnen und Schüler wie für Lehrkräfte sowie hilfreiche Materialien wie Checklisten und Handreichungen für Schulen, Unternehmen und Eltern. Wettbewerbe, Schülerfirmenprogramme und Planspiele kommen hinzu. Das bundesweite Netzwerk wird auf der Bundesebene von der BDA und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln getragen, auf Landesebene sind es Verbände und Bildungswerke der Arbeitgeber in Kooperation mit den für die Schulen verantwortlichen Ministerien.
Qualitätsentwicklung mit dem Berufswahl-SIEGEL
Das Berufswahl-SIEGEL ist ein Zertifizierungsverfahren, mit dem Schulen ihre vorbildliche Berufliche Orientierung nachweisen und dafür ausgezeichnet werden. Inzwischen sind es 1.770 SIEGEL-Schulen, die eine systematische Berufliche Orientierung vorweisen und nachhaltig mit Unternehmen und der Berufsberatung der Arbeitsagenturen zusammenarbeiten. Sie bereiten die Berufswahl der Schülerinnen und Schüler vor und begleiten den Übergang in Ausbildung und Beruf. Der Kriterienkatalog des Verfahrens ist für alle Schulen ein hilfreiches Tool, um die eigene Berufliche Orientierung zu evaluieren und weiter zu entwickeln.
Berufsberatung der Arbeitsagenturen
Die Berufliche Orientierung in der Schule wird gut durch die Berufsberatung der Arbeitsagenturen ergänzt, oft mit Angeboten in der Schule selbst. Informationen über Berufsbilder, freie Ausbildungsplätze und Selbsterkundungstools stehen online bei der BA zur Verfügung. Besonders hilfreich ist das Selbsterkundungstool:
. Junge Menschen mit Unterstützungsbedarf brauchen die Anleitung durch die schulische Vertrauensperson und begleitend durch die professionelle Berufsberatung z.B. bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz.
Praktika
Praktika sind nachweislich eines der wirksamsten Instrumente zur Beruflichen Orientierung und Fachkräftesicherung. 61% der Unternehmen gewinnen ihre Auszubildenden über Praktika.
Tipps und Tricks zur Durchführung von Schülerbetriebspraktika bieten die von SCHULEWIRTSCHAFT.
Mit dem Berufsorientierungspraktikum fördert die Bundesagentur für Arbeit seit dem 1. April.2024 ausbildungssuchende junge Menschen nach Verlassen der Schule bei ihrer Beruflichen Orientierung. Auch freiwillige oder digitale Praktika sowie Unternehmenspraktika für Lehrkräfte sind wichtige Elemente der Berufsorientierung.
Je nach Art des Praktikums sind unterschiedliche Aspekte und Regelungen wirksam. Auf finden sich Informationen zum rechtlichen Rahmen, zu Haftungs- und Versicherungsfragen, zu Bezahlung, Vertrag und Kündigung bei Praktika gebündelt an einer Stelle.
Klischeefreie Orientierung
Immer noch wählen junge Frauen überproportional als typisch weiblich geltende Berufe und orientieren sich Jungen eher auf herkömmlich männliche Berufsfelder. Weibliche Auszubildende und Studierende setzen zu selten auf die MINT-Berufe und bleiben daher in ihren Karrierechancen zurück. Eine frühzeitige kritische Auseinandersetzung mit Rollen-Stereotypen in der Schule ist daher notwendig, um jungen Menschen alle ihre Potenziale und Entwicklungschancen zu zeigen.