Die Grundfinanzierung der Hochschulen muss staatliche Aufgabe bleiben. Dennoch muss die Finanzierung stärker als bisher investitions-, nachfrage- und leistungsorientiert gestaltet werden. Hochschulen müssen die Berufsbefähigung der Studierenden fördern, sich stärker für Berufstätige öffnen und ihre Angebote an wissenschaftliche Weiterbildung ausbauen. Auch unternehmerisches Denken und Handeln sollte gezielter gefördert werden. Die BDA spricht sich zudem für die Wiedereinführung von sozialverträglichen, nachgelagerten Studienbeiträgen aus.
Das Hochschulfinanzierungssystem ist reformbedüftig: Aktuell bestehen für die einzelnen Bundesländer kaum strukturelle Anreize, in ihre Hochschulen zu investieren: Studienplätze sind teuer und Akademikerinnen und Akademiker können aus anderen Bundesländern angeworben werden. Auch für Hochschulen lohnt sich ein besonderes Engagement in der Lehre finanziell kaum: Staatliche Hochschuletats – ganz anders als die Etas privater Hochschulen – sind nur zu einem geringen Anteil an erbrachten Leistungen orientiert und der private Finanzierungsanteil ist gering. Die Folge sind fehlende Nachfrageorientierung und Unterfinanzierung. Die BDA ist der Überzeugung: In die Finanzierung der staatlichen Hochschulen müssen neben der Zahl der Studierenden zukünftig weit stärker auch die Erfolgsquote sowie die Qualität der Lehre mit einbezogen werden.
Notwendig ist für eine solide Finanzierung eine engere Zusammenarbeit von Bund und Ländern. Bund und Länder sollten einen bundesweiten Gutscheinpool einrichten, der gemeinsam finanziert wird. Die Studierenden erhalten Studiengutscheine, die aus diesem Pool gezahlt werden und direkt bei der Hochschule eingelöst werden können. Dies stärkt zum einen die Nachfrageorientierung an den Hochschulen und erhöht dort die Wahrnehmung von Studium und Lehre als Kernaufgabe der Hochschule. In jedem Fall sollte der Bund sein Engagement in der Finanzierung von Studienplätzen dauerhaft auf dem bisherigen Niveau beibehalten und die Hochschulen nach den erbrachten Leistungen, die auch den Studienerfolg in den Blick nehmen, in der Lehre fördern. BDA, BDI und Stifterverband haben ein Finanzierungsmodell vorgelegt.
Auch sozialverträgliche Studienbeiträge haben positive Wirkungen auf die Verbesserung von Studium und Lehre. Sie erweitern die Mittelbasis und geben einen zusätzlichen Impuls zur Nachfrageorientierung der Hochschulen. Um ihre Steuerungswirkung voll entfalten zu können, müssen Studienbeiträge bei den Hochschulen in voller Höhe verbleiben und zur nachhaltigen Verbesserung der Studien- und Lehrqualität eingesetzt werden. Eine nachgelagerte Erhebung sichert die Sozialverträglichkeit und gewährleistet, dass niemand aus finanziellen Gründen vom Studium zurückgehalten wird. Wie Umfragen (z.B. ifo-Bildungsbarometer) seit Jahren zeigen, werden diese nachgelagerten Studienbeiträge auch von einer deutlichen Mehrheit in Deutschland befürwortet.
Studienfinanzierung optimieren
Um jungen Menschen unabhängig vom finanziellen Hintergrund ein Studium zu ermöglichen, sind öffentliche Transfers stärker als bisher an dem Grundsatz der Bedürftigkeit auszurichten und so zielgenau wie möglich einzusetzen. Eine unbürokratischere Förderung von BAföG-Empfängerinnen und -Empfängern und ein für alle zugänglicher Bundesstudienkredit können die Sozialverträglichkeit der Studienfinanzierung sichern.
Die staatliche Studienfinanzierung wird durch Stipendienprogramme für besonders leistungsstarke Studierende ergänzt. Durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Einrichtung von Stipendien und zusätzliche Anreize für Kooperationen von Unternehmen und Hochschulen kann der Staat privates Engagement weiter stärken. Das Deutschlandstipendium weist hier in die richtige Richtung und wird von der BDA besonders unterstützt. Seit seiner Einführung hat sich das Deutschlandstipendium sehr erfolgreich entwickelt: 2023 profitierten davon über 34.000 Studierende – das waren ungefähr gleich viele wie in allen 13 Begabtenförderwerken zusammen. Seit Start des Deutschlandstipendiums 2011 haben Unternehmen und private Unterstützerinnen und Unterstützer insgesamt bereits rd. 322 Millionen Euro gestiftet. Allein im Jahr 2023 waren es rd. 33 Millionen Euro.
Was ist das Ziel? Praxisorientierte Studiengänge mit hoher Qualität!
Zum Leitbild eines zukunftsfähigen Hochschulsystems gehören die Vielfalt der Profile von Hochschulen sowie die eigenverantwortliche wissenschaftliche Schwerpunktsetzung im Wettbewerb. Profilbildung setzt Autonomie in Personalrekrutierung, Finanzverantwortung und Management voraus. Die Berufsbefähigung (Beschäftigungsfähigkeit, aber auch Unternehmertum) und Persönlichkeitsentwicklung der Absolventinnen und Absolventen muss unabhängig vom Fach zu einem der zentralen Ziele jedes Studiengangs werden. Dies entspricht auch den europäischen Zielsetzungen und sichert die internationale Anschlussfähigkeit und Mobilität.
Eine gezielte Förderung exzellenter Lehre sollte die Gleichwertigkeit von Lehre und Forschung an den Hochschulen betonen und den Wettbewerb unter den Hochschulen weiter stärken. Die Hochschulen gestalten die Inhalte ihrer Angebote und sind verantwortlich für deren Qualität Auch die Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung und des dualen Studiums sollten bedarfsgerecht weiterausgebaut werden. Eine intensive Betreuung vor allem in der Studieneingangsphase, umfassende Studienberatung sowie Brückenkurse für Studienanfängerinnen und -anfänger mit unzureichenden Studienvoraussetzungen sind wichtige Stellschrauben, um die aktuell viel zu hohen Abbrecherquoten, insbesondere in den wirtschaftlich so wichtigen MINT-Fächern zu senken. Durch Praktika im Studium sowie durch projektbasiertes und problemorientiertes Lernen sollte die Praxisorientierung in den Studiengängen deutlich ausgebaut werden.
Teamassistenz | Walter-Raymond-Stiftung / Institut für Sozial- und Wirtschaftspolitische Ausbildung Team Assistant | Walter Raymond Foundation / Institute of Societal and Social Policy Training