Arbeitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung

Arbeit ist nicht nur existenzsichernd, sie ist auch sinnstiftend, macht zufrieden und sorgt für soziale Anerkennung. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber möchten, dass ihre Beschäftigten auch bis ins Rentenalter gesundheitlich fit, leistungsfähig und leistungsbereit sind – und investieren daher viel in die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten.

Es gibt immer weniger Arbeitsunfälle

Arbeit wird immer sicherer. Die Zahl der Arbeitsunfälle ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Moderne und erfolgreiche Unternehmen investieren in sichere Arbeitsplätze, gesunde Beschäftigte und wirksame Präventionskultur. Arbeitsunfälle und tödliche Arbeitsunfälle sind auf einem historischen Tiefstand. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei den Arbeitsunfällen (Eurostat, 202023) und tödlichen Arbeitsunfällen deutlich unter dem EU-Durchschnitt (Eurostat, 2023). Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel, aber der Arbeitsschutz in Deutschland bewegt sich bereits auf einem sehr hohen Niveau.

Die Zahl der Beschäftigten, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden, ist seit 1995 um 44 % zurückgegangen (Deutsche Rentenversicherung Bund, Rentenversicherung in Zeitreihen, 2024). De Der Krankenstand der gesetzlich Versicherten bewegte sich im Jahr 2024 mit durchschnittlich 5,5 % (Statista, 2025) wieder auf einem niedrigeren Niveau als im Vorjahr (6,1 %). Der in den Jahren 2021 bis 2023 leicht angestiegene Krankenstand kann u. a. auf eine verbesserte Datenlage und lückenlose Erfassung des Krankenstands durch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zurückgeführt werden. Die Investitionen in Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz durch die Arbeitgeber, die gesetzliche Unfallversicherung und die Krankenkassen haben sich also gelohnt und den Stand von Fehlzeiten durch Arbeitsunfälle kräftig gesenkt.

Arbeitsschutz ist Pflicht, betriebliche Gesundheits­förderung die Kür

Die Gefährdungsbeurteilung ist für alle Unternehmen das grundlegende Instrument im Arbeitsschutz. Der Schwerpunkt sollte stets darauf liegen, praktikable Arbeitsschutzmaßnahmen festzulegen und diese umzusetzen. In einer repräsentativen Befragung der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie sind in den letzten 10 Jahren deutliche Fortschritte im Arbeitsschutz und bei der Gefährdungsbeurteilung festgestellt worden, speziell in Klein- und Kleinstbetrieben mit weniger als 50 Beschäftigten und zum Thema psychische Belastungen (NAK/BAuA, 2025).

Arbeitsschutzmaßnahmen schließen Maßnahmen der Arbeitsgestaltung ein. Und auch hier sind Unternehmen nachweislich sehr engagiert: Nur in 1 % der durch die Aufsichtsdienste aufgesuchten Betriebe weisen ergonomisch ungünstig gestaltete Arbeitsplätze auf. Auch in Kleinbetrieben findet man vielfach eine gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung vor (GDA, 2018). Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass in Deutschland mehr als die Hälfte (62 %) der Beschäftigten von ihren Unternehmen zu belastenden Aspekten ihrer Arbeit befragt werden. In anderen Ländern ist diese Praxis weit weniger verbreitet (z. B. liegt der Wert in der Tschechischen Republik bei nur 26 %) (OSH Pulse – Flash Eurobarometer Report, 2022).

Dennoch gibt es bei der Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung noch Luft nach oben: Kleinst- und Kleinbetriebe haben zum Teil Probleme bei der Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung. Um hier Unterstützung zu schaffen, bedarf es passender Handlungshilfen, die branchenspezifisch alle wesentlichen Informationen zum Arbeitsschutz beinhalten. Die BDA fordert Vereinfachungen bei der Gefährdungsbeurteilung insbesondere für Klein- und Kleinstbetriebe, um die Akzeptanz der Gefährdungsbeurteilung und des Arbeitsschutzes bei Arbeitgebern und Beschäftigten zu erhöhen. Das würde Bürokratie abbauen und Arbeitsschutz aufbauen.

24 konkrete Vorschläge der BDA zum Bürokratieabbau im Arbeitsschutz finden sich im BDA-Forderungskatalog „Weniger Bürokratie, besserer Arbeitsschutz“ (zu finden rechts unter „PDFs & Links zum Thema“).

Wenn der Arbeitsschutz die Pflicht ist, dann ist die betriebliche Gesundheitsförderung die Kür, an der sich eine Vielzahl von Unternehmen freiwillig mit unterschiedlichen Maßnahmen beteiligt. Laut Präventionsbericht des GKV-Spitzenverbands 2024 wurden im Jahr 2023 über 29.000 Betriebe mit BGF-Angeboten erreicht – ein Zuwachs von 12 % gegenüber dem Vorjahr. Auch 72 % der Betriebsräte sagen, dass ihre Betriebe den Beschäftigten Maßnahmen im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) anbieten (Ahlers/Villalobos (2023), Ergebnisse der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021). .  Im Jahr 2022 wurden in Deutschland insgesamt 39,1 Mrd. € für Prävention, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung aufgewendet. Davon trugen die Betriebe mehr als 8,4 Mrd. € bei – das entspricht knapp 22 % der Gesamtsumme (Gesundheitsausgabenrechnung des Statistischen Bundesamts, abgerufen am 31. Januar 2025). Auch die Arbeitgeberverbände unterstützen diese Bemühungen.

Mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit im Job

Flexible Arbeitszeiten und mobile Arbeit bieten neue Freiheiten – und damit auch mehr Verantwortung. Beschäftigte können ihre Arbeit zunehmend selbst gestalten und so Beruf und Privatleben besser vereinbaren. Dadurch wächst die Eigenverantwortung, die eigene Arbeit gesund und sicher zu gestalten. Die eigene Gesundheitskompetenz wird immer wichtiger. Arbeitgeber müssen weiterhin für sichere Bedingungen sorgen und passende Arbeitsmittel bereitstellen. Aber ob diese im Homeoffice, im Café oder unterwegs richtig genutzt werden, liegt bei den Beschäftigten selbst. Dafür braucht es Gesundheitskompetenz – also das Wissen, wie man gesund arbeitet und lebt.

 Besorgniserregend: Laut einer aktuellen Studie (TUM, 2024) verfügen 75,8 % der Erwachsenen in Deutschland über eine unzureichende Gesundheitskompetenz. Diese zu steigern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe (bspw. im Rahmen von Schule, Ausbildung, Aufklärung und Krankenkassen). Aber vor allem zählt, was jede und jeder Einzelne daraus macht. Auch im Arbeitsleben.

Arbeitsschutz der Zukunft: Was die Unternehmen künftig wirklich brauchen

Der Arbeitsschutz in Deutschland muss sich wandeln: Bürokratieabbau, Digitalisierung und Flexibilisierung sind zentrale Hebel für eine moderne Sicherheitskultur. Unternehmen benötigen weniger Vorschriften, mehr Vertrauen und praxisnahe Regelwerke – insbesondere für kleine Betriebe. Flexible Arbeitsformen wie Homeoffice und variable Arbeitszeiten erfordern Eigenverantwortung und gegenseitiges Vertrauen. Künstliche Intelligenz bietet Chancen für effizienteren Arbeitsschutz, muss aber klar reguliert werden. Der Klimawandel bringt neue Gefährdungen, die durch angepasste Gefährdungsbeurteilungen adressiert werden müssen. Ergänzend gewinnt die betriebliche Gesundheitsförderung an Bedeutung, insbesondere durch die Stärkung individueller Gesundheitskompetenz. Für zukunftsfähige Unternehmen ist ein ganzheitlicher, entbürokratisierter und präventiver Arbeitsschutz essenziell.

Guter Arbeitsschutz wird belohnt
Die besten Ideen zum Arbeitsschutz und die Kreativen Köpfe dahinter werden regelmäßig ausgezeichnet beim Deutschen Arbeitsschutzpreis. Eine Bewerbung ist hier möglich: www.deutscher-arbeitsschutzpreis.de
30. Oktober 2025

Arbeitsschutz

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