BDA AGENDA 02/24 | KOMMENTAR DER WOCHE | 25. Januar 2024

Dr. Andreas Eurich, Vorsitzender des Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland und Vorstandsvorsitzender der Barmenia Versicherungen

Der Fachkräftemangel ist eine der zentralen Herausforderungen, denen sich Unternehmen heute gegenübersehen. Und hiervon sind alle Wirtschaftsbereiche, so auch die Versicherungswirtschaft, betroffen. Die steigende Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften in Verbindung mit dem demografischen Wandel stellt eine ernsthafte Bedrohung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit dar.

Diese Entwicklung erfordert eine strategische Herangehensweise, um das Beste aus den verfügbaren Ressourcen zu machen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Aus- und Weiterbildung zu. Unternehmen sollten verstärkt in Programme investieren, die sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter stets auf dem neuesten Stand der Technologie und Branchentrends sind. Dies kann durch interne Weiterbildungen, Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und die Förderung lebenslangen Lernens erreicht werden.

Ein weiterer Aspekt ist die Attraktivität der Branche für potenzielle Fachkräfte. Hier sind innovative Ansätze gefragt, um junge Talente anzulocken und zu binden. Unternehmen sollten ihre Arbeitskultur überdenken, um flexiblere Arbeitsbedingungen und Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung anzubieten. Auch die Förderung von Diversität und Inklusion kann dazu beitragen, ein breiteres Spektrum von Fachkräften anzusprechen.

Leider wird die Zahl junger Nachwuchskräfte wahrscheinlich nicht ausreichen, um den Abgang der Älteren zu kompensieren. Deshalb rückt auch das Thema Mitarbeiterbindung von älteren Kolleginnen und Kollegen in den Fokus. Als Folge der demografischen Entwicklung werden bis 2030 knapp fünf Mio. mehr Menschen in Rente gehen, als neu in den Arbeitsmarkt kommen. Mit den sogenannten Babyboomern wandern dann Know-how und Erfahrungen ab, die altersgemischte Teams gerade so erfolgreich machen.

Es ist entscheidend, dass die Versicherungsbranche ihre Personalpolitik überdenkt und innovative Ansätze verfolgt. Einerseits können die Förderung von Praktika, Mentoring-Programmen und die Schaffung von klaren Karrierewegen dazu beitragen, junge Talente anzuziehen und langfristig zu binden. Andererseits können mit Altersstrukturanalysen Bedarfe erkannt und mit gezielter Personalpolitik auch ältere Beschäftigte gehalten werden.

Insgesamt erfordert die Bewältigung des Fachkräftemangels in der Versicherungswirtschaft eine ganzheitliche und kooperative Herangehensweise. Nur durch die Kombination von Investitionen in Bildung und Weiterbildung, eine moderne unterstützende Arbeitskultur, innovative Technologien, Gesundheitsförderung und eine enge Zusammenarbeit aller relevanten Akteure können wir sicherstellen, dass die die Versicherungswirtschaft auch zukünftig über hochqualifizierte Fachkräfte verfügt, um den Herausforderungen der dynamischen Wirtschaftswelt erfolgreich zu begegnen.